Autor: AS Histo Journal

Amelia Martin im Interview

Mit ihrem neuen Roman »Salz und Schokolade« liefert die Autorin Amelia Martin einen packenden Roman zur jüngsten Geschichte Deutschlands. Im Interview erzählt die Autorin, warum sie ostdeutsche Geschichte in der entstehenden DDR zu ihrem Thema macht. Ein Interview über die Ambivalenz von Freiheit, die junge DDR und was Schokolade und Salz damit zu tun haben … ▹ Interview lesen!

Stefan Schröder – Die Jagd nach dem Brot

Es ist eine interessante Zeit, in der Stefan Schröder seinen Roman ansiedelt. Denn es beginnt ein Phänomen, dem wir auch heute wieder gegenüber stehen: Um 5.500 v. Chr. wandelt sich das Klima, es wird wärmer. Damit beginnt (nicht nur) in Mitteleuropa ein Prozess, der durch seine Folgen die Welt bis heute verändert hat. Und so hat der Roman, obwohl er in einer Zeit spielt, die über 7000 Jahre zurückliegt, brisante Aktualität. Die Tier- und Pflanzenwelt passt sich dem Wandel an. Somit verändern sich auch die Lebensumstände, und damit auch die Lebensgewohnheiten der Menschen. Es sind Jäger und Sammler, die sich nun dem neuen Wildangebot anpassen müssen. Das gewohnte Wild zieht sich in den Norden zurück, Wälder entstehen, wo vorher Steppe war, die Gewässer werden fischreicher, Waldtiere breiten sich aus. Rohstoffe werden knapper, so werden die aus Feuerstein gefertigten Klingen kleiner, aber auch vielfältiger, denn die Waffen müssen sich der Jagdbeute anpassen. Und die Menschen beginnen, länger an einem Ort zu verweilen. In dieser Zeit wandern auch immer mehr Ackerbauern und Viehzüchter in Europa ein, und …

Heidi Rehn – Die Buchhandlung in der Amalienstraße

Um 1900 war die Stadt München unter Künstler:innen ›the place to be‹. Dank des kunstaffinen Prinzregenten Luitpold entwickelte sich die Stadt an der Isar zu einer wahren Kunstmetropole. Aus ganz Europa zog es Kreative in die liberale, moderne Residenzstadt, um dort zu studieren, zu schreiben, zu philosophieren, zu leben. In den Schwabinger Cafés diskutieren Intellektuelle bei einem Kaffee über Gott und Welt. Wer an der Hochschule bei Franz von Stuck das Malen erlernen wollte, musste allerdings ein Mann sein. Frauen waren hier nicht zugelassen. Wie Frauen überhaupt dieses und auch und gerade jenes qua Geschlecht nicht durften. Diese Ungerechtigkeit galt es aufzuheben. In München traten engagierte Frauen wie Anita Augspurg, Sophia Goudstikker, Carry Brachvogel, Ilka Freudenberg, Helene Böhlau, Emma Haushofer-Merk und andere an, um für die Sache der Frauen zu kämpfen. Anspruchsvolle Unterhaltung Nicht von ungefähr verortet Rehn ihre zuletzt erschienen Romane in das München des (beginnenden) 20. Jahrhunderts. Es ist dies … ▹ Buchbesprechung lesen!

Julie Marsh – Die Ladys von Somerset

– »Ich bin keine Kupplerin.« Emma Smart, Die Ladys von Somerset, S.120 Wie wahr, möchte ich Emma beim Lesen dieser Zeile zurufen. Nein, Emma ist keine Kupplerin. Sie schreibt Theaterstücke, natürlich nicht unter ihrem Namen, aber eine Kupplerin ist sie gewiss nicht. Aber ach, Emma Smart, die Heldin dieser Geschichte, wird von Lady Darlington geradezu in diese Rolle gedrängt. Obwohl die kapriziöse Lady Emma eigentlich als Gesellschafterin für ihre Tochter engagiert hat … Und das alles nur, weil Emmas Oheim, ein ambitionierter Sammler edler Tabakdosen und säumiger Schuldner, von jetzt auf gleich in die Fleet geschleppt worden ist und sie ihn dort freikaufen muss. Genau das ist Emma indes mangels Vermögen nicht möglich ist, weshalb sie sich überhaupt erst bei der blasierten Lady Darlington in Somerset verdingen muss (»Sagten Sie Shakespeare? Der, der die Bücher geschrieben hat?«). Natürlich ahnt die Lady nichts von Emmas künstlerischen Ambitionen. Ihr geht es nur um eines; ihre Tochter Anthea soll profitabel unter die Haube respektive an den wohlhabenden Lord Livingstone gebracht werden. Doch hier, auf dem Landsitz der narzisstischen …

Felicia Otten – Die Landärztin

Thea Graven ist angehende Gynäkologin und Ärztin aus Überzeugung. Anfang der 50er Jahre ist es nicht selbstverständlich, dass sie eine Stelle in der Chirurgie der Hamburger Universitätsklinik bekommen hat. Viele Kriegsheimkehrer besetzen die Arztstellen, so dass sie froh sein kann, überhaupt als Ärztin arbeiten zu können …

Jasna Mittler – Blau Auge

»Ah oui« – Auf zwei Zeitebenen erzählt Jasna Mittler die Geschichte des besonderen Steins »Blauauge« und damit verbunden die von der Bildhauerin wider Willen Hanna Klopp und die von Monsieur Haüy. Dankenswerterweise erfährt der Leser gleich auf den ersten Seiten, dass sich der Name wie ›Ah oui‹ spricht. Der Kristallograph René Just Haüy ist nämlich der Namensgeber der Kristalle, zu denen auch »Blauauge« gehört. Sie sind in der Vulkaneifel häufig zu finden, allerdings ist Blauauge das größte Exemplar, das je gefunden wurde. Und wieder verloren wurde. Im 18. Jahrhundert reist René Just Haüy zusammen mit seinem Bruder nach Maria Laach. Sie quält ein geologisches Problem, was sie hoffen, in der Vulkaneifel lösen zu können. Auf ihrer Reise quält sie gleichermaßen auch eine große Hitze, und bestialischer Schwefelgestank. Was niemand der Beteiligten weiß: Ein Vulkan im fernen Island ▹ Buchbesprechung lesen!

Kultur in Zeiten der aktuellen Pandemie – Brigitte Glaser

Die Schriftstellerin Brigitte Glaser Histo Journal: Wie erlebst Du als Schriftstellerin diese Zeit? Brigitte Glaser: Ich empfinde es als großes Glück, mich schreibend stundenlang am Tag in einer anderen Zeit zu bewegen. Das hilft sehr, die aktuelle Krise nicht zu dramatisieren. Die frühen 1960er, in denen mein neuer Roman spielt, waren die Hoch-Zeit des Kalten Krieges, im Kubakonflikt im Herbst 1962 stand die Welt kurz vor einem Atomkrieg. Sprich, die Angst vor schlimmen Katastrophen durchzieht die ganze Menschheitsgeschichte, mal traten sie ein, mal nicht, das Leben war noch nie berechenbar. Histo Journal: Ausbleibende Lesungseinnahmen sowie z.B. das Absagen der Frankfurter und der Leipziger Buchmessen belasten eine ganze Branche. Was müssen Autor*innen jetzt tun, um ihre Existenz zu sichern? Brigitte Glaser: Autor*innen sind per se … ▹ Interview lesen! Fotocredit: MEYER ORIGINALS

Kultur in Zeiten der aktuellen Pandemie – Sabine Ebert

Die Schriftstellerin Sabine Ebert Histo Journal: Wie erleben Sie als Schriftstellerin diese Zeit? Sabine Ebert: Beklemmend. Ich brauche zwar Ruhe und Abgeschiedenheit zum Schreiben, doch ich sitze nicht im Elfenbeinturm, losgelöst von allem. Ich sorge mich um Freunde und Verwandte. Meine erwachsenen Kinder leben in Hamburg, meine hochbetagten Eltern in Berlin, und sie zu besuchen wäre angesichts der Lage in Sachsen schon seit November verantwortungslos. Ich sorge mich aber auch darum, was das alles mit uns macht, mit unserer Gesellschaft. Was bleibt, wenn die schlimmsten Infektionswellen vorbei sind? Auch speziell in Verlagsbranche und Buchhandel? Und werden die Menschen dann noch Geld für Bücher haben? Mir fehlen Treffen im Freundeskreis, Gedankenaustausch bei einem gemütlichen Essen im Lokal, Museumsbesuche und Reisen. Immer wieder ein paar Tage am Stück isoliert zu sein, ist bei mir fürs Schreiben förderlich; das Schreiben ist nun mal eine einsame Angelegenheit. Aber über Wochen und Monate – da fehlt mir Input, um es mal in technischer Sprache zu sagen. Histo Journal: Ausbleibende Lesungseinnahmen sowie z.B. das Absagen der Frankfurter und der Leipziger Buchmessen …

Kultur in Zeiten der aktuellen Pandemie – Claudia und Nadja Beinert

Die Schriftstellerinnen Claudia und Nadja Beinert Histo Journal: Wie erlebt Ihr als Schriftstellerinnen diese Zeit? Beinert Schwestern: Wir sind es gewohnt, viel im Home-Office zu arbeiten. Aber die persönlichen Kontakte, nicht nur mit den Mitarbeitern des Verlages oder Kollegen, sondern auch mit Freunden und der Familie, das fehlt uns schon sehr. Beides ist uns nicht nur ein soziales Bedürfnis, sondern inspiriert uns auch fürs Schreiben. Unbestritten ist die Schließung vieler Buchläden ein großer Verlust. In den Regalen voller Bücher zu stöbern, darin zu blättern, das Papier zu riechen {eine Eigenheit von uns} und bei der Auswahl der Lektüre beraten zu werden, das ist online nicht möglich. Darüber hinaus wird der Kontakt zu unseren Lesern vorerst auf Online-Aktivitäten hinauslaufen, was wir sehr schade finden. Histo Journal: Ausbleibende Lesungseinnahmen sowie z.B. das Absagen der Frankfurter und der Leipziger Buchmessen belasten eine ganze Branche. Was müssen Autor*innen jetzt tun, um ihre Existenz zu sichern? Beinert Schwestern: Die Absage der Buchmessen war ein saurer Apfel, in den die gesamte Branche beißen musste. Insbesondere die Messe in Leipzig ist ein Fest …