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Der nasse Fisch – Comic

Ich-Erzähler und ›voice over‹ – Vor mittlerweile zehn Jahren erschien Volker Kutschers historischer Kriminalroman »Der nasse Fisch« im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Hauptfigur ist der eigenwillige Kommissar Gereon Rath, der im Berlin der ausgehenden Weimarer Republik ermittelt. Raths erster Fall bildete den Auftakt zu einer erfolgreichen Reihe. Mit »Lunapark« ist just der sechste Fall erschienen. Arne Jysch ist Storyboardzeichner, Animator und Drehbuchautor. 2014 erschien im Carlsen Verlag seine Graphic Novel »Wave and Smile«, in dem er den deutschen Afghanistan-Einsatz in den Fokus rückte. Als er vor ein paar Jahren die Romane Kutschers entdeckte, wollte er sofort den ersten Band der Reihe für einen Comic zu adaptieren. Und Jysch hatte Glück. Kutscher gab sein Einverständnis – er selbst ist ein großer Comicfan – und ließ Jysch sogar komplett freie Hand, denn er bestand noch nicht einmal darauf das »Drehbuch« zum Comic selbst zu schreiben. Die Verantwortung des Projektes lag ganz bei Jysch. Vier Jahre hat er an der Adaption des Krimis gearbeitet, an einer stimmigen Reduzierung der Geschichte gefeilt, ohne den Plot zu sehr zu verändern. …

Grimms Morde

Hörbücher Rezension: Grimms Morde – Schreckliches passiert den Menschen in den Grimmschen Märchen: Eine Mutter hackt ihrer Tochter den Kopf ab, aus Versehen – huch! -, abgesehen hatte sie es eigentlich auf den Kopf ihrer Stieftochter. In einem anderen Märchen lockt ein Serienmörder seine Opfer, allesamt Mädchen, in sein Haus und tötet sie mit seinem Beil. Wieder ein anderes erzählt von einer eitlen Königin, die nach der falschen Antwort ihres magischen Spiegels beschließt, ihre Stieftochter ins Jenseits zu schicken. Menschliche Abgründe soweit das Märchenauge blickt … Aber eben nicht nur dort. Schreckliches passiert auch 1821 in Kassel. Zumindest in Tanja Kinkels Roman »Grimms Morde«. Noch bevor der erste Absatz des Prologs verklungen ist, präsentiert die Autorin ihren Hörern auch schon die erste Leiche. Sehr zum Bedauern des Oberwachtmeisters Blauberg ist die Tote ausgerechnet die Freiin von Bachros, ihres Zeichens ehemalige Mätresse des just verstorbenen Kurfürsten. Kochend heißes Wachs hat der Mörder über das Gesicht seines wehrlosen Opfers gekippt – und sie damit sprichwörtlich ›mundtot‹ gemacht. Im Dekolletee der Dame findet sich ein Bogen Papier, auf …

Das Fundament der Ewigkeit

Von Kingsbridge in die weite Welt – Der neue Kingsbridge-Roman von Ken Follett ließ lange auf sich warten, nun liegt er seit einiger Zeit vor und wartet mit über tausend Seiten auf. Es ist ja auch eine ansehnliche Zeitspanne, die Follett in seinem neusten Roman bearbeitet: das Elisabethanische Zeitalter. So beginnt der Roman denn auch mit den Ränken um die Thronbesteigung der protestantischen Elisabeth, die ihre Rechte gegenüber der katholischen Maria Stuart durchsetzen kann. Der Roman beginnt prall und farbenfroh, gern folgt man dem Schicksal des Helden Ned Willart und seiner Mutter, Alice, die nach dem Tod ihres Mannes das Kaufmannsgeschäft sehr erfolgreich fortführt. Alice ist voll guter Ideen, die ihr Geschäft vorantreiben und sie zu einem angesehenen und anerkannten Mitglied der Gesellschaft werden ließ. Doch Wohlstand und Erfolg haben stets ihren Preis, sie rufen Neider auf den Plan. So nimmt das Schicksal seinen Lauf: die Familie Willart verarmt, der Sohn Ned gelangt aber durch Beziehungen an die Seite von Elisabeth, wo er fortan in unverbrüchlicher Treue ausharren wird, durch alle Höhen und Tiefen, ihre …

Die Orient-Mission des Leutnant Stern

Empfehle sofortige Heimkehr – Polemos! – Leutnant Stern, damals noch einfach »Edgar Stern« erfährt an der belgischen Küste vom Krieg. Er ist Journalist und genießt die Ferien am Stand. Unerwartet beendet ein Telegramm das Idyll: Sein Vater schickt ihm die Botschaft, Polemos – Krieg! – und Stern bricht die Sommerfrische sofort ab. Als Offizier im 1. Westfälischen Pionier-Bataillon Nr. 7 hat er fortan die Aufgabe, am rechten Rheinufer eine zweite Auffanglinie vorzubereiten. Eine Aufgabe, die den Intellekt des jungen Offziers Stern nicht ausreichend fordert. Zumal er den Sinn der Auseinandersetzung nicht begreift. »Zu viele Gemeinsamkeiten gab es zwischen Deutschland und Frankreich, es war Stern im Zeitalter der Aufklärung, der Maschinen, der industriellen Zusammenarbeit nicht mehr möglich erschienen, dass sich die beiden Länder in einen geradezu mittelalterlich anmutenden Krieg begeben sollten. {S. 26} Während Stern also im heißen August Weinberge umpflügen lässt, um Kabel in wertvolle Schieferböden zu verlegen, vertreibt er sich die Zeit mit Gedankenspielen über den Krieg. »Er nannte es mentale Ertüchtigung« {S. 31} Im speziellen befasste er sich mit der »englischen Frage«: Was …

Ein Job für Delpha

Das Gefühl von Freiheit – Texas, 1973. Delpha Wade sucht einen Job. Das ist erwartungsgemäß keine einfache Sache, denn Delpha ist soeben aus dem Gefängnis entlassen worden. Vierzehn Jahre hat sie gesessen. »Das schloss Scheckfälschung, Betrug, den Griff in die Kasse und Drogenbesitz aus«, denkt Tom Phelan, der Privatdetektiv, als sie sich bei ihm um eine Sekretärinnenstelle bewirbt und ist ein wenig beunruhigt. Aber ihr Bewährungshelfer ist sein Kumpel Joe Ford, und Tom ist ihm noch einen Gefallen schuldig. In Joes Augen zumindest. Tom Phelan erweist sich zwar als ziemlich hartgesottener Detektiv, doch ausgestattet mit einem weichen Herzen. Und so gibt er Delpha eine Chance. Zwangsläufig. Phelan ist noch neu im Geschäft. Er arbeitete auf einer Bohrinsel, verlor einen Finger und hat sich jetzt als Privatdetektiv niedergelassen. Dies ist seine Rückkehr aus der Abgeschiedenheit einer rauen Männerwelt in das wirkliche Leben. Das Geschäft läuft noch nicht wie gewünscht, dem soll aber eine großflächige Werbeanzeige in der örtlichen Tageszeitung abhelfen. Und tatsächlich, mitten in das Bewerbungsgespräch mit Delpha Wade platzt eine Mandantin, und Delpha kann sofort …

Gastbeitrag von Beate Sauer

Gastbeitrag von Autorin Beate Sauer – Als ich »Polizistinnen im geteilten Deutschland« von Bettina Blum las, recherchierte ich über eine ganz andere Zeit als die direkten Nachkriegsjahre. Doch dann stieß ich auf jene beiden Interviewpassagen. In einer schildert eine Beamtin der Weiblichen Kriminalpolizei {WKP} wie sie einen kleinen Jungen befragen sollte, der Zeuge eines Mordes geworden und darüber verstummt war. Er war so verschreckt, dass er sich vor ihr unter einem Tisch versteckte. Die Beamtin wusste sich nicht anders zu helfen, als zu ihm unter den Tisch zu kriechen. So gelang es ihr, das Kind zum Sprechen zu bewegen. Der Mord konnte aufgeklärt werden. In einer anderen Interviewpassage erzählte eine Beamtin, wie sie in der Nachkriegszeit von einem männlichen Kollegen durch eine Winterlandschaft zu einem Dorf gefahren wurde. {Zu dieser Zeit hatten die Beamtinnen der WKP häufig noch keinen Führerschein.} Ich sah Schnee bedeckte Ruinen und verbrannte Bäume in einer unwirtlichen ländlichen Gegend vor mir. Dieses Bild und die Szene der Beamtin, die unter dem Tisch mit einem kleinen Jungen sprach, ließen mich nicht mehr …

Histo Journal Cinema: Früher war alles gruseliger

Ein kleiner Ausblick auf die Kinostarts historischer Filme 2018 – Das Historische und das Übersinnliche gehen auch im Film gerne zusammen, vielleicht liegt es am Kerzenschein, vielleicht hat das Überirdische in den Zeiten vor der Erfindung der Kühlschrankbeleuchtung eine größere Glaubwürdigkeit: Wenn wir wissen, dass sich die Menschen dieser vergangenen Zeit von Göttern und Geistern umgeben sahen, sind auch wir eher bereit, Ehrfurcht und Schrecken zu empfinden. 2017 siedelte Martin Scorsese daher den großen Glaubenskampf eines Jesuiten im Japan des ausgehenden 16. Jahrhunderts an. Menschen, die sich für eine jenseitige Welt qualifizieren wollen, treten in unserer Gegenwart eher als Terroristen auf, nicht als Sinnsuchende und schon gar nicht als Wohltäter. Scorseses Drama »Silence« wirkte daher wohltuend aus der Zeit gefallen, man spürte förmlich den langsamen Atem der Besinnung und der Innenschau. Einen Blockbuster produziert man so sicher nicht. 2018 macht sich eine Frau auf die Suche nach der Wahrheit und dem Glauben: »Maria Magdalena« {Filmstart: 23.03.18}. In der biblischen Überlieferung hatte sie ihren Einstand als Hure, dann wird sie zu Jüngerin von Jesus und – …

Grimms Morde

Grimms Morde – Üblicherweise kennen wir Tanja Kinkel von ihren fulminanten historischen Romanen, wobei sie sich nie auf eine Epoche festlegt, sondern sich souverän zwischen Antike und der Jetztzeit bewegt und so die Leser stets aufs neue überrascht. In Grimms Morde verknüpft Tanja Kinkel den historischen mit dem Kriminalroman. Einem Genre, in dem sich die Autorin, wenn ich es recht überblicke, eher selten bewegt. Die Brüder Grimm, um die geht es natürlich. Wenn man den Titel gelesen hat ist das keine Überraschung. Und die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm mit Mord und Totschlag in Verbindung zu bringen, ist ebenfalls keine Kunst, wenn man die blutrünstigen Kinder- und Hausmärchen bedenkt, in denen ja literweise Blut vergossen wird und Menschen mitunter auf grausige Weise vom Leben zum Tode befördert werden. Genau diese Märchensammlung wird den Grimms zum Verhängnis, in dem Moment nämlich, als die Freiin von Bachros tot aufgefunden wird. Die Freiin ist ja nicht irgendein Mordopfer, nicht irgendeine Adlige, sondern die ehemalige Mätresse des alten, just verstorbenen Kurfürsten von Hessen-Kassel. Und sie ist auch nicht einfach …

Die fremde Königin (Hörbuch)

Hörbuch Rezension: Die fremde Königin – Diesen ungewöhnlichen Tipp setzt Adelheid von Burgund in die Tat um. Sie gräbt und gräbt und gräbt. Ausdauernd, unerschrocken und mutig schaufelt sie sich kraft ihrer eigenen Hände den Weg aus dem Verlies hinaus, in das Berengar von Ivrea sie zwecks ›Meinungsänderung in Ehefragen‹ geworfen hat. Adelheid – kaum zwanzig Jahre alt und schon verwitwet, Mutter einer dreijährigen Tochter und eine burgundische Prinzessin – ist das, was man eine ›gute Partie‹ nennt. Denn sie ist dank ihres Gatten Lothar nicht nur eine unermesslich wohlhabende Frau, sondern auch rechtmäßige Königin von Italien. Der machthungrige Berengar beförderte König Lothar mittels Gift ins Jenseits, kidnappt Adelheid und will sie in eine Ehe mit seinem Sohn zwingen. Ein Plan, den diese nach Kräften durchkreuzt und stattdessen Otto I. um Hilfe bittet. Der reagiert sofort und schickt – auf Anraten seines unehelichen Sohnes Wilhelms – den Panzerreiter Gaidemar nach Garda, um Adelheid aus den Klauen Berengars zu retten. Als verkleideter Mönch kann er zu Adelheid in den Hof der Burg vordringen und ihr zuraunen: …

Wir waren voller Hoffnung (Hör-Feature)

Hör-Feature Rezension: Wir waren voller Hoffnung – Wer kennt diese Frauen nicht? – Die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger, die renommierte und Ende letzten Jahres verstorbene Dichterin Ilse Aichinger oder die Fotografin und Verlegerin Inge Feltrinelli, deren Schnappschuss von Greta Garbo seinerzeit um die Welt ging. Mit diesen und dreiundzwanzig weiteren – zum Teil weniger prominenten – Frauen führte die Kulturjournalistin Lerke von Saalfeld in der Zeit von 1985 bis 2013 Interviews, die in der Sendung »Zeitgenossen« im SWR gesendet wurden. »Was ohne jede feste Absicht einst begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem großen historischen Projekt mündlich überlieferter Geschichte entwickelt«, schreibt von Saalfeld im ausführlichen Booklet, die der CD Box beigefügt ist. Ein Booklet übrigens, dass der Hörer unbedingt durchblättern und lesen sollte, finden sich dort doch aktualisierte Kurzviten der jeweiligen Frauen. Mögen die Lebenswege der fünfundzwanzig Frauen auch sehr unterschiedlich verlaufen sein, eines ist ihnen allen gemein, sie alle sind in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geboren. Mitten hinein in eine Zeit des politischen und gesellschaftlichen …