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Die Orient-Mission des Leutnant Stern

Empfehle sofortige Heimkehr – Polemos! –

Leutnant Stern, damals noch einfach »Edgar Stern« erfährt an der belgischen Küste vom Krieg. Er ist Journalist und genießt die Ferien am Stand. Unerwartet beendet ein Telegramm das Idyll: Sein Vater schickt ihm die Botschaft, Polemos – Krieg! – und Stern bricht die Sommerfrische sofort ab. Als Offizier im 1. Westfälischen Pionier-Bataillon Nr. 7 hat er fortan die Aufgabe, am rechten Rheinufer eine zweite Auffanglinie vorzubereiten.
Eine Aufgabe, die den Intellekt des jungen Offziers Stern nicht ausreichend fordert. Zumal er den Sinn der Auseinandersetzung nicht begreift. »Zu viele Gemeinsamkeiten gab es zwischen Deutschland und Frankreich, es war Stern im Zeitalter der Aufklärung, der Maschinen, der industriellen Zusammenarbeit nicht mehr möglich erschienen, dass sich die beiden Länder in einen geradezu mittelalterlich anmutenden Krieg begeben sollten. {S. 26}
Während Stern also im heißen August Weinberge umpflügen lässt, um Kabel in wertvolle Schieferböden zu verlegen, vertreibt er sich die Zeit mit Gedankenspielen über den Krieg. »Er nannte es mentale Ertüchtigung« {S. 31} Im speziellen befasste er sich mit der »englischen Frage«: Was ist, wenn England seine Neutralität aufgibt und sich der Entente anschließt?
Bei Käse und Wein – die von den Grabungsarbeiten betroffenen Weinbauern zeigten sich großzügig, um den Schaden zu begrenzen – entwickelte Stern seinen Plan gegen England. Stolz über das Ergebnis beauftragt Stern seinen Vater, diesen Plan der Heeresleitung zu unterbreiten. Und zwar nicht irgendwem, sondern am besten dem kommandierenden General.
Vater Stern ist zwar nicht ganz wohl bei der Sache, aber er kennt seinen Sohn und erfüllt ihm den Wunsch.

Zeitgleich rekrutiert Frankreich in Nordafrika Männer für die Truppe. Unter ihnen Tassaout. Ein Mann der Berge, der nun nach Frankreich verschifft wird, um einem Land zu dienen, dass er nicht kennt, das ihm fremd ist, dessen Sprache er nicht spricht. Er bekommt ein Gewehr, lernt zu schießen und zu marschieren. »Sie liefen im Kreis und bekamen zweimal am Tag scheußliches Essen.« Tassaout hält sich an Aderfit, der immerhin Französisch spricht und ihn auf dem Laufenden hält. Kein Wunder, dass es nicht lange dauert, bis die beiden in Gefangenschaft geraten. Genauer gesagt, sie ergeben sich und beide fahren, zusammen mit anderen Franzosen, in der Eisenbahn nach Deutschland.

Was aber ist aus Sterns Plan geworden? Er beruhte auf den britischen Interessen in Ägypten und wurde als »Suez-Plan« ernsthaft bei der Militärführung diskutiert. Tatsächlich ist es jedoch nicht dieser Plan, der zu Leutnant Sterns Orient-Mission wird. Der »Suez-Plan« scheitert nämlich an einer Wende des Kriegsgeschehens, lenkt aber die Aufmerksamkeit des Generalstabes auf die Person Sterns, seinen Einfallsreichtum und seine augenscheinliche Vorliebe für den Orient. Und bald darauf steht eine ganz tollkühne Idee im Raum, die aber auf geheimen Informationen …

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