Artikelkategorie: KurzuKnapp

Buchvorstellung: »Das doppelte Gesicht«

Letzter Teil unseres Heidi Rehn Specials – Buchvorstellung: »Das doppelte Gesicht« und Interview – »Ganz egal, wie viel Mühe Sie sich geben: Die maßlose Verrohung wird uns wohl noch lange begleiten.« – Billa Löwenfeld Es ist ein unlösbares Band, das da zwischen der Autorin Heidi Rehn und der Stadt München des frühen 20. Jahrhunderts besteht. Ihre kluge und nuancierte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist allen ihren neueren Romanen gemein. Wie sie selbst in einem Histo Journal Interview sagt: »In meinen Geschichten möchte ich von Menschen erzählen, die damals gelebt und das alles miterlebt haben. Anders als wir heute haben sie mittendrin gesteckt, konnten die Konsequenzen daraus bestenfalls ahnen, aber keinesfalls wissen, wie es enden würde. An ihrem Beispiel möchte ich zeigen, wie wichtig es ist, sich frühzeitig zu fragen, was man vielleicht anders einschätzen oder interpretieren muss, welche Warnsignale man besser beachtet, was man selbst tun kann, um mitzuhelfen, dass nie wieder Populisten an die Macht gelangen. Nie wieder dürfen Menschen ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer Art zu lieben oder zu leben oder zu sein …

Blutföhre

Am Anfang steht ein Baum – Oder besser, am Anfang wächst ein Baum. Und zwar nicht irgendein Baum, sondern die ›Blutföhre‹. Eine Föhre, die am Rande eines besonderen Platzes steht: dem Richtplatz nahe des Schlosses Friedberg im gleichnamigen Ort in Bayern. Nicht nur der Platz ist besonders, die Föhre selbst ist ungewöhnlich. Glaubt man der Sage, so wächst sie nur dann, sobald Unrecht geschieht. Das geschah offenbar in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Im Zentrum der Geschehnisse: Graf Ulrich von Mering und seine Verlobte Agnes von Hardenberg. Deren Glück bedrohte ein Raubritter, dem man edle Wurzeln nachsagte. Nach einem Mord ist nichts mehr wie es war. Denn der Mörder sollte, so glaubte man, ausgerechnet Ulrich sein … Als Viertklässlerin, so ist auf der Website der Autorin zu lesen, hörte sie die Sage von der ›Blutföhre‹ zum ersten Mal. Eine spannende und unheimliche Geschichte – nicht nur für die kindliche Phantasie. In »Blutföhre« erweckt die Autorin die Sage zu neuem Leben. Geschickt verknüpft sie in ihrem 500 Seiten starken Roman Fiktion und historische Fakten zu …

Engel der Themse

Wenn der Nebel durch Londons Gassen kriecht … – Es ist das Jahr 1864 als eine Reihe von Kindesentführungen London in Unruhe versetzt. Doch nein, nicht alle in der Stadt sind in Angst versetzt, sind es doch nur die Armen, die den Verlust ihrer Kinder verschmerzen müssen. Es heißt, der „Schatten“ hole sie. Hilflosigkeit herrscht allenthalben, denn was kann man gegen einen Schatten schon ausrichten? Die Polizei schaut tatenlos zu, verschwundene Kinder von Säuferinnen und Huren sind offenbar die Mühe nicht wert. Das muss auch die junge Gladys erfahren, deren neugeborener Bruder ebenfalls ein Opfer des „Schattens“ wird. Nur für eine Minute ließ das Mädchen ihn aus den Augen, während sie vor der Tür eines Lokals auf ihre Mutter wartete, eine Unaufmerksamkeit, die sie bitter bereut … Kurz & Knapp lesen

Spielmanns Fluch

Das Geschäft mit dem Krieg – Es ist eine Wohltat, wenn ein Autor historischer Romane weiß, wovon er schreibt. Das ist bei Jörgen Bracker im höchsten Maße der Fall. Ob es die Hamburger Geschichte betrifft oder das Wesen des Schiffsbaus und -verkehrs, Bracker ist hier wie dort zu Hause. Und das spürt man bei seinem Roman »Spielmanns Fluch“ in jeder Zeile. Zumal Bracker zu jenen Autoren gehört, die einen ureigenen Stil und erzählerischen Ton gefunden haben, den man sofort wiedererkennt. Das Thema des Romans könnte aktueller kaum sein: Es geht um große Geschäfte, um Korruption und Waffenschmuggel. Und da der Roman in Hamburg spielt, damals wie heute eine der bedeutendsten Handelsmetropolen und Warenumschlagplätze, ist es internationaler Waffenhandel im ganz großen Stil. Zudem versprechen die aktuellen politischen Ereignisse hohe Gewinne: Der Roman beginnt 1620, der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Die katholischen Spanier sind auf dem Vormarsch, sie wollen die Protestanten … ▹ Buchbesprechung lesen!

Winterhonig

Eine fast wahre Geschichte – Den meisten Leserinnen und Lesern ist die Autorin Daniela Ohm aus einem ganz anderen Genre bekannt. Unter dem Namen Daniela Winterfeld erschien {ebenfalls im Knaur Verlag} der Fantasyroman »Der geheime Name«, eine Art Rumpelstilzchen-Adaption. Als Daniela Ohms schrieb sie bislang vor allem Jugendromane {»Harpyienblut«}. Mit dem historischen Roman »Winterhonig« wagt Ohm den Sprung in ein neues Genre – und überzeugt. »Ganz egal, ob ich eine Geschichte realistisch oder als ›modernes Märchen‹ aufbaue, mir geht es immer darum, etwas Wahres zu erzählen, etwas über die Menschen, über die Dinge, Ereignisse und Fragen, die uns bewegen und mitfiebern lassen«, ist auf der Website der Autorin Daniela Ohms zu lesen. In »Winterhonig« ist ihr das auf ebenso einfühlsame wie spannende Weise gelungen. Worum geht? In den Wirren des Zweiten Weltkrieges verlieben sich Mathilda und Karl ineinander. Eine eher ungünstige Liebeskombination, denn Karl, das ist dem Leser recht schnell klar, trägt ein Geheimnis in sich, dass zu enthüllen in der Zeit von 1933 bis 1945 nicht ratsam war. Doch Liebe fragt nicht, ob Zeit, Ort …

Der Pirat

Ein Mythos wird lebendig – In der Küstenstadt Plymouth kann man Sir Francis Drake in seiner ganzen Pracht bewundern. Stolz steht er da und blickt in die Ferne {oder auf die angreifende Spanische Armada, immerhin startete der Angriff vom Hafen in Plymouth aus}. Von der Queen wurde er für seine – nennen wir es mal – ›Tüchtigkeit‹ auf See in den Adelsstand erhoben, die Bewohner von Plymouth liebten ihn, Politik war nicht unbedingt ›seins‹, die Spaniern indes fürchteten den tollkühnen Piraten … nur die eigene Eherau verschmähte und betrog ihn. Kein Wunder also, dass Francis als Pirat seine Zeit lieber auf See, statt im trauten Heim verbrachte. Dort gelang ihm Unerhörtes. Das belegt seine Erfolgsbilanz recht eindrucksvoll: Pirat seiner Majestät Queen Elizabeth I., Weltumsegler {dazu benötigte er volle drei Jahre}, Ritter, Bürgermeister, Schwerverdiener und Abenteurer und – Liebhaber dieses Landes müssen jetzt ganz stark sein – personifizierter Albtraum … ▹ Kurz & Knapp lesen!

Das Schwert der Götter

Kurz & Knapp: Axel S. Meyer »Das Schwert der Götter« – Das Ende des ersten Jahrtausends ist eine bewegte Zeit. Der erste Sachsenkönig, Otto der Große, regiert das deutsche Reich und schickt seine Kirchenfürsten in den Norden, um Slawen und Dänen zu christianisieren und damit das Reich zu befrieden. Dies indes mit wechselndem Erfolg, was aber auch an deren mitunter unchristlichen Bekehrungsmethoden liegen mag. Axel S. Meyer beschreibt diese Geschichte, die vermutlich einigen aus Sicht der Deutschen leidlich bekannt ist, aus der Perspektive der Nordmänner. Gerade diesem Volk, das die Menschen an Rhein, Weser und Elbe in Furcht und Schrecken versetzte, als sie mit ihren Drachenbooten tief ins Festland eindrangen, und plündernd, mordend und brandschatzend in die Städte einfielen. Ein Trauma, das bis heute in den Wikingervorstellungen weiterlebt. Allerdings gibt es auch eine andere Wikingergeschichte, die allmählich in unsere Wahrnehmung dringt. Die der Handelsreisenden, die nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit gefüllter Börse Länder eroberten, indem sie Siedlungen gründeten und mit den Einheimischen Handel trieben. Haithabu in Schleswig ist beispielsweise ein bekannter Handelsplatz …

Bucht der Schmuggler

Kurz & Knapp: Ulf Schiewe »Bucht der Schmuggler« – Die karibische Insel Hispaniola ist nicht gerade das Traumziel Jan van Hagens. Aber widrige Umstände, das Handelshaus seines sterbenden Vaters steht vor dem finanziellen Ruin, zwingen den jungen Kaufmann Bremen fluchtartig zu verlassen. Einzig seine holländische Fleute ›Sophie‹ ist ihm geblieben. Er nimmt zunächst Kurs auf Amsterdam zu einem alten Geschäftsfreund seines Vaters, auf dessen Hilfe er hofft. Cornelius van Doorn willigt in ein Geschäft mit dem jungen Jan nur unter einer Bedingung ein: Er rüstet die ›Sophie‹ mit weiteren Kanonen auf, Jan muss mit Sklaven handeln {was diesem zutiefst missfällt} und nötigt ihn neben anderen den – wie sich auf der Reise zeigen wird – ziemlich unfähigen Schiffsarzt Doctor Emanuel Almeida de Souza mit an Bord zu nehmen. Ziel der Reise: Hispaniola in der Neuen Welt. Dort muss Jan für van Doorn einen riskanten Auftrag erfüllen … Und dann ist da noch ein blinder Passagier namens Elsje, eine Hure in Not, die Jans mitfühlendes Herz erweicht und fortan ebenfalls Teil der Mannschaft ist. ▹ Kurz & …

Die Kathedrale der Ewigkeit

Kurz & Knapp: Claudia & Nadja Beinert »Die Kathedrale der Ewigkeit« Mit Uta von Naumburg – antwortete der Schriftsteller Umberto Eco einmal auf die Frage, mit welcher historischen Persönlichkeit er gerne zusammentreffen würde. Und wahrhaftig, jeder, der die Stifterfigur der Uta von Naumburg im Westchor des Naumburger Domes anblickt, ahnt warum … Die geheimnisvolle Schönheit dieser Figur war es, die mich den historischen Roman »Die Kathedrale der Ewigkeit« schließlich lesen ließ, auch wenn ich den Vorgängerband nicht kannte. Erst der Bau der Kathedrale, dann die Erfüllung in der Liebe – möchte man meinen. Während Uta das eine gelingt, scheint ihr das andere zu missglücken. Gefangen in einer Ehe mit einem Mann, den sie nicht liebt, empfindet Uta starke Gefühle für dessen Bruder Hermann. Kaum scheint ein gemeinsames Glück greifbar, wird dieser tot aufgefunden. Doch Uta glaubt nicht an Hermanns Tod. Aber je weiter sie nachforscht, um so mehr bringt sie ihre Kathedrale in Gefahr … Kurz & Knapp lesen

Das dunkle Herz der Welt

Kurz & Knapp: Liliana Le Hingrat »Das dunkle Herz der Welt« Fällt heute der Name Vlad Draco, denken wir an jenen blutrünstigen Herrscher, der als ›Pfähler‹ historische Bekanntheit erreichte. Bücher wurden über ihn geschrieben und Filme gedreht. Und jetzt noch eines? Nein, oder, ja auch. Als Vorbereitung sozusagen. Liliana Le Hingrat recherchierte mehr als zehn Jahre. Galt ihr Interesse zuvor eben jenem Pfähler, Vlad III., so wandelte es sich im Laufe der Zeit. In den Vordergrund trat nun vielmehr der Vater Vladislav Basarab Draco {Vlad II.}. Herausgekommen ist ein packender, bildgewaltig und kraftvoll erzählter Debütroman über die Geschichte Europas im 15. Jahrhundert. Souverän führt die Autorin ihre Leser durch eine Welt voller Intrigen, religiöser Auseinandersetzungen und dem unerbittlichen Kampf der Danen und Draculern um den walachischen Thron. Kurz & Knapp lesen