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Der letzte Pfeil

Wie der Krieg zu den Menschen kam –

Ein Roman aus der Frühzeit, heißt es auf dem Cover. Und tatsächlich, darin geht es um Ötzi, die Mumie aus dem Eis, den Mann vom Tisenjoch. In Italien, wo der Mann gefunden und ausgestellt wird, heißt er »La Mummia del Similaun« oder auch »Uomo venuto dal ghiaccio« {»Mann, der aus dem Eis kommt«}. Der Engländer liebt es knapper, dort heißt unser Ötzi schlicht »Iceman« oder, britisch schwarzhumorig: »Frozen Fritz«. Viele Spekulationen ranken sich um das Sterben dieses Frühzeitmenschen. Klar ist wohl, dass er ermordet wurde, erschossen oder erschlagen, davon zeugt die Pfeilspitze in seiner Schulter und die Schädelfrakturen. Für immer rätselhaft bleibt jedoch das Motiv seiner Tötung. Das bietet einen guten Stoff für die Phantasie eines Autors und so stellt Frank Schlösser in »Der letzte Pfeil« seine Theorie über die Geschehnisse vor, die in den Ötztaler Alpen vor rund 5300 Jahren stattfanden.

Dazu lässt Frank Schlösser den Täter selbst sprechen. Der namenlose Mörder erzählt einem ihm Unbekannten seine Geschichte, aus seiner Sicht. Und – abgesehen vom Klappentext, der bestätigt: Ich habe Ötzi getötet – gibt es bereits von den ersten Zeilen des Romans an keinen Zweifel an seiner Tat: »Ein halbes Reh gab ich der Zauberin, damit sie den Jagdzauber auf die Pfeilspitze legt. Jetzt steckt sie in diesem Mann, oben am Pass.« {Seite 7}

Fast ebenso schnell ist klar: die Sympathie des Lesers liegt beim Täter. In seiner bedächtigen, überlegten Art erzählt er, was ihn zu dieser schrecklichen Tat bewogen hat. Denn er ist doch eigentlich ein ganz normaler Mann, der mit seiner Sippe in einem abgeschiedenen Tal in der Tradition seiner Vorfahren in Einklang mit der Natur und den Nachbarn lebt. Die Bewohner seines Dorfes fügen sich den Regeln ihrer Zauberin. Sie hat das Sagen, sie bestimmt die Regeln, denn durch sie sprechen die Götter. Alles geht seinen Gang, es herrscht Ruhe und Frieden, man teilt und tauscht mit den Talbewohnern ringsum, so wird das Überleben der Gemeinschaft als Ganzes gesichert.

Nach und nach erfährt der Leser indes, wie es dazu kam, dass er den Mann, der heute liebevoll Ötzi genannt wird, töten musste. Und am Ende stimmt der Leser zu, es musste sein, es war gut und richtig, ja, notwendig ihn zu töten. Und doch war es sinnlos.

Schlösser erzählt eine spannende Geschichte, und er erzählt sie fesselnd. Dabei beginnt sie wenig spektakulär. Allerdings ist die Lebensweise im ausgehenden …

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