Artikelkategorie: Cinema

Nennt mich Spartacus {2}

Ein Buch, ein Film und viele {Schnitt-} leichen Dalton Trumbo Special Teil 2 Dennoch wurde er in den folgenden Jahren zu einem der erfolgreichsten Drehbuch-Autoren: Unter Pseudonym bzw. durch einen Strohmann, schrieb er beispielsweise das Skript zu »Ein Herz und eine Krone«. Seine fortgesetzte Arbeit für Hollywood – für insgesamt 30 Drehbücher – war ein offenes Geheimnis. Den Drehbuch-Oscar für »Roter Staub« musste ein anderer entgegen nehmen. In Hollywood wuchs der Unmut gegen die Schwarze Liste. Und es war ein Produzent und Schauspieler der nicht mehr daran mitwirken wollte, Drehbuchautoren um ihre Anerkennung zu bringen. Spartacus und sein Darsteller Kirk Douglas hatte seine Karriere zur Zeiten des Studio-Systems begonnen – die großen Studios nahmen Schauspieler unter Vertrag zu Bedingungen, die an Eigentumsübergang grenzten: Sie waren verpflichtet, die Filme zu machen, die das Studio für sie auswählte. Aber Douglas stand am Beginn eines neuen künstlerischen Selbstverständnisses. Er wollte sich seine Stoffe selbst auswählen und selbst produzieren, nach etlichen Erfolgen konnte er sich das erlauben. Er hatte Fasts Spartacus-Roman gelesen und seine eigene Weltsicht darin wieder gefunden. …

Filmkritik: Trumbo

Filmstart »Trumbo« Der nette Swimmingpool-Kommunist Ein Film über den Drehbuchautor Dalton Trumbo – seine Adaption des Romans »Spartacus« schuf einen Klassiker der Filmgeschichte. Seine eigene Geschichte ist geprägt von der Kommunistenangst in den USA der 50er Jahre. Ein Häuschen in den Hügeln über Hollywood mit Swimmingpool und Park, eine Familie die beim Barbeque zusammen sitzt: Ende der 40er Jahre hatte es Dalton Trumbo in die A-Riege der Hollywood-Autoren geschafft, und hier setzt der Film ein. Sehr schnell bekommt man ein {zugespitztes} Gefühl für die Fronten in Hollywood: Die {auf}rechten Patrioten auf der einen Seite, angeführt von John Wayne und der Kolumnistin Hedda Hopper {gespielt von Helen Mirren}; die Linksliberalen und Kommunisten auf der anderen Seite, unter ihnen Dalton Trumbo und Edward G. Robinson. Die erste halbe Stunde ist eine Hollywood-Revue und ein Suchbild für Cineasten, ein Ähnlichkeitswettbewerb mit bekannten Kinogrößen. Vor allem setzt es aber einige Vorkenntnisse über die politische Situation in den USA nach dem 2. Weltkrieg voraus. Das ›House Commitee for Unamerican Activities‹ hatte insbesondere Hollywood ins Visier genommen: Filme, die sich kritisch …

Nennt mich Spartacus!

Ein Buch, ein Film und viele {Schnitt-} leichen Dalton Trumbo Special Teil 1 Ein Mann sitzt in einer Badewanne, schreibt unablässig, raucht unablässig {bis zu sechs Päckchen am Tag} – mit dem, was er schreibt, will er sich zur Wehr setzen und er will es einem System heimzahlen, das ihn für 11 Monate ins Gefängnis geschickt hat, vor dem er vorüber gehend aus den USA nach Mexiko fliehen musste. Er war einmal ein Hollywood-Goldjunge gewesen, einer der gefragtesten Drehbuchautoren in den 40er Jahren, alle großen Studios wollten mit ihm arbeiten. 1947 aber kommt sein Name auf die gefürchtete Schwarze Liste: Arbeitsverbot in der Filmbranche. Und dennoch schreibt er ein Drehbuch über eine historische Legende, für einen Film, der legendär werden sollte: Spartacus. Seine besondere Stellung in der Filmgeschichte hat Spartacus seiner turbulenten Entstehungsgeschichte zu verdanken, aber auch den vielen bedeutenden Namen, die damit verbunden sind: Kirk Douglas {Hauptdarsteller und ausführender Produzent}, Stanley Kubrick {Regisseur}, Laurence Olivier, Peter Ustinov, Tony Curtis – und Dalton Trumbo, der Drehbuchautor von der Schwarzen Liste. Sein Drehbuch sollte Zeugnis ablegen …

Wölfe – BBC Serie bei ARTE

Die Verfilmung der Hilary Mantel Romane »Wölfe« und »Falken« über Aufstieg und Fall von Thomas Cromwell im England um 1530 läuft nun auch im deutschen TV. Der BBC-Sechsteiler wurde in diesem Jahr als beste Mini-Serie mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Über die Tudor-Zeit wurde schon viel geschrieben und vor einigen Jahren sorgte die gleichnamige Serie für hohe Einschaltquoten. Was macht die Verfilmung der Mantel-Bücher so besonders? Auf die Kerze kommt es an Schon für Hilary Mantel waren die Gemälde von Hans Holbein eine wichtige Inspiration und dabei geht es nicht nur um die Details der Mode: Auch die Wirkung des Lichts war für den Regisseur Peter Kosminsky von besonderer Bedeutung. Aber das Budget führt nicht nur Kerzen auf sondern vor allem Talglichter, denn die wurden damals verwendet und tauchen den Set in ein warmes, aber auch unvollständiges Licht: Sinnbildlich für das historische Dunkel, aus dem einiges hervor tritt und in dem vieles bleiben muss. Außerdem brauchte die Produktion Stecknadeln, denn damit wurden zu Zeiten Heinrichs VIII Teile der Roben an ihrem Platz gehalten. Und natürlich …

Filmkritik: The Danish Girl

Historisches auf der Leinwand Heute {07.01.2016} läuft der Kinofilm »The Danish Girl« in den deutschen Kinos an. Unsere Cineastin T.M. Schurkus hat den Film schon vorab gesehen. Ihre Filmbesprechung gibt es – natürlich – hier bei uns im Histo Journal. Parfum und Puder statt Palette Im Dänemark der 20er Jahre macht sich der Landschaftsmaler Einar Wegener auf den Weg zu sich selbst: Am Ende ist er Lili Elbe und hinterlässt mit den Aufzeichnungen »Ein Mensch ändert sein Geschlecht« die erste {Selbst}Dokumentation einer Geschlechtsangleichung. Der Film stellt uns ein modernes Ehepaar vor: Einar und Gerda Wegener arbeiten beide als Maler, während er aber große Anerkennung mit der Darstellung {schwermütiger} Landschaften findet, lässt man Gerda wissen, dass sie als Porträtmalerin ihr Motiv noch nicht gefunden hat. Fast scheint es eine Künstlerinnenbiografie zu werden aus einer Zeit, in der Frauen erstmals öffentlich Hosen trugen, kurze Haare hatten, rauchten und – zumindest in Künstlerkreisen – erotisch selbstbestimmt waren. Gerda ist die Macherin in dieser Beziehung, überzeugend verkörpert von Alicia Vikander. Sie hat die verrückten Einfälle und fordert Einar – …

Historisches auf der Leinwand

Historisches auf der Leinwand Aktuelle Filme im Kino – ausgewählt & vorgestellt von unserer Cineastin T.M. Schurkus. Erfahren Sie, welche Filme Sie in den kommenden Wochen im Kino auf keinen Fall verpassen sollten …  Unsere aktuelle Auswahl von Dezember 2015 bis Februar 2016 Mr. Holmes Dem Stoff um den beliebten Superdetektiv Sherlock Holmes lassen sich immer wieder neue Seiten abgewinnen. Diesmal spielt Ian McKellen {u.a. Gandalf in »Herr der Ringe«} den berühmten Detektiv. Im Jahr 1946 ist er bereits 93 Jahre alt und hat sich schon lange aus dem aktiven Leben zurück gezogen. Statt dessen kümmert er sich um seine Bienenvölker und versucht zu ergründen, woran sie sterben – doch auch ein Fall aus der Vergangenheit drängt sich wieder auf, das Rätsel um eine schöne Frau … ▹ zu unseren aktuellen Kinotipps

Filmtipp: Das finstere Tal

Rubrik: Ein Buch und seine Verfilmung Das finstere Tal – ein Dampfnudel-Western Eine Dorfgemeinschaft durch ihre Lage abgeschnitten vom Rest der Welt – hier macht der Brenner-Bauer die Gesetze, bis ein junger Mann namens Greider erscheint und für ein lange zurück liegendes Verbrechen Rache nimmt. Das Dorf, das man sieht, ähnelt dann mehr einer Western-Stadt: Blockhäuser statt ortstypischer Lüftl-Malerei und jeder scheint zu Pferde unterwegs zu sein, was im einem armen Bergdorf eher unwahrscheinlich ist. Die Brenner-Söhne tragen alle Gewehre und besitzen das alleinige Jagdrecht – wenig konform mit der k. u. k.-Gesetzgebung. Doch daran erkennt ma: Das hier ist kein Heimatfilm. Das hier ist eine Parabel. Das finstere Tal ist überall dort, wo Menschen aus Angst oder Vorteilsuche zu einem bestehenden Unrecht schweigen. Und diese Finsternis fängt Proschaska selbst in den weiten Landschaftsaufnahmen ein: Immer gibt es ein Element der Dunkelheit, meist sind es die Menschen selbst in grauer, brauner und schwarzer Kleidung, oder es sind die Häuser in denen sie gefangen scheinen. Die Alpen, die im Winter für uns eher für Weihnachtsidylle stehen, …

Filmvorstellung: Amour Fou

Ein Handlungsreisender in Sachen Selbstmord Im Jahr 1811 tötet der Dichter Heinrich von Kleist an den Ufern eines Sees bei Berlin erst seine Geliebte Henriette Vogel und dann sich selbst mit Pistolenschüssen. Der Film wirft einen Blick auf die Monate, die diesem Ereignis voraus gegangen sind. © Neue Visionen Filmverleih Amour Fou« ist kein Film für Leute, die pralle historische Sittengemälde mögen und große Gefühle vor historischer Kulisse suchen. Es ist ein Film mit Hintertüren – die Tapetentür im Salon der Vogels steht sinnbildlich dafür und als Zuschauer möchte man seiner Neugier nachgehen und sie sofort öffnen. Was befindet sich dahinter? Der Film wird es mit dem ihm eignen Augenzwinkern verraten. Zunächst erleben wir Salonabende – oder erleiden wir sie? Ein statisch inszeniertes Ensemble lauscht Kunstliedern, mal mehr, mal weniger gekonnt vorgetragen. Die schöne Monotonie des gehobenen Bürgertums oder des kleinen Adels lässt den Zuschauer – vorschnell – zu dem Schluss kommen: Da verwundern Selbstmordgedanken nicht. Aber Kleist ist nicht der leidenschaftliche Rebell, der sich gegen die Konventionen auflehnt. Er ist ein Stutzer, der mit …

Mr. Turner – Meister des Lichts

Bitte spucken Sie auf die Leinwand! Mark Twain schrieb einmal: »Anyone who tries to find a plot maybe shot.« Für den Film »Mr. Turner« von Mike Leigh schafft das die richtige Erwartungshaltung: Er erzählt keine Geschichte, sondern reiht chronologisch Episoden aus dem Leben des Malers. Man braucht Geduld für 149 Minuten und wird belohnt, aber eben nicht durch geschickte Wendungen und spannende Konflikte, sondern durch den Blick in eine Vergangenheit, in der die Zukunft {der Malerei} ihren Anfang nahm. Direkt zur Filmkritik

Im Kino mit T.M. Schurkus

Der Dichter, dem die Frauen vertrauen Friedrich Schiller »Was Caroline vor dir voraus hat, musst du von mir empfangen: Deine Seele muss sich in meiner Liebe entfalten, und mein Geschöpf musst du sein.« Dieser Brief wird im Film nicht zitiert, vielleicht sollte die moderne Zuschauerin nicht durch Schillers Frauenbild verschreckt werden. 1788 begegnet Friedrich Schiller seiner späteren Frau Charlotte von Lengefeld – verguckt sich aber auch in deren Schwester Caroline, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist. Der Film erzählt, frei nach Tatsachen, die Geschichte dieser Dreiecksbeziehung bis zu Schillers Tod. Direkt zur Filmkritik