Artikelkategorie: Buchbesprechungen

Rosenstengel – Buchpremiere und Besprechung

Weib, Wahn und Wasser Die Buchpremiere im Kölner Literaturhaus von Angela Steidele: »Rosenstengel. Ein Manuskript aus dem Umfeld Ludwig II.« Das Histo Journal hatte im Vorfeld Gelegenheit zum Gespräch mit der Autorin. Frauen in Männerkleidung sind in historischen Romanen ein beliebtes Sujet. Meist aber kehren sie nach überstandenen Abenteuern in ihre Zeit- und Geschlechts spezifische Kleidung zurück. Anders die verbürgte Gestalt der Catharina Linck – sie behielt die Hosen an und heiratete eine Frau. Welche Folgen das für sie hatte, kann man im Briefroman »Rosenstengel« nachlesen. Weib Man darf der Autorin nicht alles glauben {wohlgemerkt aus eigenem Wunsch}, aber Catharina Linck hat es tatsächlich gegeben. Sie trat überwiegend als Anastasius Rosenstengel auf – ein telling name wie er im Buche steht, denn Anastasius bedeutet ›der Auferstandene‹ und Rosenstengel meint natürlich, weniger poetisch, die ›lederne Wurst‹, mit der das männliche Erscheinungsbild vervollständigt wurde. So ausgestattet tat Rosenstengel nicht nur sieben Jahre lang Dienst als Musketier im spanischen Erfolgekrieg, sondern trat auch als Prophet in pietistischen Gemeinden auf. Und natürlich muss man die Autorin fragen, wie man …

Multiversum – Der Aufbruch

Zeitreiseromane erfreuen sich immer wieder großer Beliebtheit. Plötzlich finden sich die Helden im Mittelalter wieder, oder im 19. Jahrhundert, oder gar nicht so weit und doch Welten entfernt in den 70er Jahren. Dergleichen berichteten wir bereits anlässlich der Zeitreisetrilogie von Bea Rauenthal. Doch sind Zeitreisen nicht eigentlich unmöglich … ? Warum das ist ist, erklärt Petra Mattfeld in ihrem kürzlich erschienenen Roman »Multiversum – Der Aufbruch«. Kenner der Materie wissen, dass es sich bei dieser Autorin um Caren Benedict handelt, die seit Jahren historische Romane schreibt. Zur Buchvorstellung

Templerburgen – keine einfache Geschichte

Die Tempelritter – kaum ein Thema ist derart geheimnisumwittert. Seit Dan Brown ist ihre Geschichte mit Mysterien wie dem heiligen Gral oder dem Wirken der Illuminaten verknüpft. Die Suche nach dem Schatz der Templer bietet Stoff für Abenteuerromane und -filme. Die Geschichten und Legenden, die sich um den Templerorden ranken, ist den meisten im Großen und Ganzen bekannt. Ernüchternd wirkt dann, dass Thomas Biller im Klappentext seines Buches »Templerburgen« verkündet, mit diesen Mythen aufzuräumen. Und doch, allein der Titel »Templerburgen«, das weiß auch Thomas Biller, weckt Erwartungen. So erlag auch das Histo Journal dem Charme dieses geheimnisumwobenen Ordens. Thomas Biller indes macht schon auf den ersten Seiten klar, dass es zwei unterschiedliche Geschichten um die Tempelritter gibt: Die, die im Laufe der Jahrhunderte ihre sagenhaften Blüten trieb – eben diejenige, die einen guten Teil der Verlockung des Themas ausmacht – und die tatsächliche, die sich in schriftlichen und archäologischen Zeugnissen nachweisen lässt und dennoch reichlich Raum für Spekulationen offen lässt. Spekulationen, die wiederum die verwunschene Geschichtsschreibung bereichern. Die ihrerseits, so Biller, jeglichen Anfechtungen wissenschaftlicher Erkenntnisse …

Ostia – Der Hafen Roms

Vom castrum zur blühenden Handelsstadt Ostia Antica, nur rund 30 Kilometer von Rom entfernt gelegen, ist unbedingt eine Reise wert. Mit Pompeji und Herculaneum gehört die antike Hafenstadt zu den best erhaltenen Ausgrabungsstätten in Italien. Sie ist aktuell gar die weltgrößte Flächengrabung überhaupt. Anders als die vom Vesuv zerstörten Städte präsentiert Ostia jedoch nicht konserviertes Leben um 79 n. Chr., sondern zeigt das Erblühen, die Pracht und den späteren Niedergang einer antiken, bzw. spätantiken Stadt. Mit »Ostia – Der Hafen Roms« der promovierten Archäologin Marion Bolder-Boos liegt nun ein neuer Bildband aus dem Hause Zabern vor, der fundiert anhand aktueller Forschungsergebnisse chronologisch über die Bautätigkeit der Hafenstadt informiert. Seit rund 200 Jahren finden in Ostia nun Ausgrabungen statt. Leider ließen es einige frühere Grabungskampagnen an wissenschaftlicher Methodik fehlen. Die in den Jahren unter der Leitung von Guido Calza verursachten Schäden sind irreparabel. Verantwortlich dafür waren jedoch weniger die Archäologen als vielmehr Benito Mussolini, der den damaligen Archäologen quasi ›Sensationsfunde am laufenden Band‹ abverlangte, da er diese in der Weltausstellung in Rom 1942 präsentieren wollte {zu …

Buchbesprechung: Die Mantel und Degen Version

Ungarn unchained Buchbesprechung: Péter Esterházy »Die Mantel und Degen Version. Einfache Geschichte Komma hundert Seiten.« Ich gebe zu, ich habe Tristam Shandy nie ganz gelesen, dieses Buch mit den Fußnoten und Abschnitten die aus **** bestehen und Kapiteln, die nur drei Sätze haben oder die der Buchhändler/ Verleger gleich ganz verschlampt hat. Ich habe nur hinein gelesen, um mitreden zu können {was ich dann – bis auf diese Gelegenheit – nie getan habe}. Aber Literaturwissenschaftler haben dieses Buch immer geliebt, weil man die Postmoderne dann auf 1770 vordatieren darf {so what?}. Meine Kenntnisse über Ungarn beschränken sich außerdem auf Sissi-Filme und auf Gulasch. Zum Glück kommt Gulasch auch in diesem Roman von Peter Esterházy vor, zum Glück, weil man dann mal etwas wiedererkennen darf. Ansonsten ist das nämlich schwierig. Pál Nyáry könnte man – da er mehrfach auftaucht – als Hauptfigur der Geschichte bezeichnen – ein {erfundener} Spion, der inmitten der Türkenkriege Ende des 17. Jahrhunderts durch sehr lange Fußnoten geistert, die den Text {bloß nicht!} ergänzen, auf John Lennon, Thomas Mann {mehrfach} und Saul …

Buchbesprechung: Seelenfeuer

»Euer Mitgefühl ist völlig unangebracht. Ihr solltet nicht vergessen, dass wir es hier mit einer Hexe zu tun haben.« Buchbesprechung: Cornelia Haller »Seelenfeuer« Gelesen & Notiert von Alessa Schmelzer Luzia Gassner führt ein behütetes Leben bei ihrer Tante und ihrem Onkel in Seefelden am Bodensee. Sie ist jung und wissbegierig. So oft sie kann sucht sie Pater Wendelin auf, der sie in Kräuterkunde unterrichtet. Von ihm erwirbt Luzia ihr breites Wissen über Pflanzen und deren besondere Heilwirkung für den Menschen. Ein Wissen, das sie als Hebamme zu nutzen weiß. Eines Tages trifft ein Brief ihres Onkels Basilius, eines Apothekers aus Ravensburg, ein. Er unterrichtet seine Nichte über den Tod ihrer Mutter, die Hebamme der Stadt gewesen war. Darüber hinaus bittet Basilius die junge Frau nach Ravensburg zu kommen, um dort als Hebamme zu arbeiten. Luzia nimmt das Angebot an, auch wenn sie nicht eben gute Erinnerungen mit dieser Stadt verbindet. Allen voran Kaplan Grumper. Auch der, so stellt sich schon bald heraus, hat die rothaarige Luzia nicht vergessen. Jenes Balg, welches ihn coram publico beschämte. …

Buchbesprechung: Tatort Mittelalter

»Rechtlos war der Mensch in dieser Zeit mitnichten. Es herrschte sogar häufig eine sehr klare Rechtsauffassung.« Buchbesprechung: Malte Heidemann / Franziska Schäfer »Tatort Mittelalter« Gelesen & Notiert von Ilka Stitz Von 500-1500 dauerte das Mittelalter, darauf haben sich Historiker mittlerweile halbherzig geeinigt. Doch noch immer ist oft die Rede vom »finsteren Mittelalter«, eine Schmähung, die rund 1000 Jahre europäischer Geschichte pauschal aburteilt. War es tatsächlich so, dass Raubritter und Straßenräuber hinter jeder Straßenecke lauerten, während auf den Plätzen Ketzer und Hexen im Feuer loderten und korrupte Amtsträger in der ersten Reihe jubelten? Ganz so schlimm scheint es nicht gewesen zu sein. Allein aufgrund der tausend Jahre umfassenden Epoche sollte eigentlich klar sein, dass es innerhalb dieser Zeit durchaus auch Lichtblicke gegeben haben muss. Wie sonst kann man sich erklären, dass einige technische Errungenschaften gerade in dieser Zeit erfunden worden sind. Ein Beispiel sei die Brille, ein Sehwerkzeug, das dazu dient, Licht ins Dunkel zu bringen, um es mal im übertragenen Sinne auszudrücken … Zur Buchbesprechung

Buchbesprechung: Ich, Maximilian, Kaiser der Welt

Die Welt ist ein Theater. Buchbesprechung: Peter Prange – »Ich, Maximilian, Kaiser der Welt« Gelesen & Notiert von Alessa Schmelzer Sein Reich erstreckte sich von Ungarn über Italien bis Lothringen und Süddeutschland. Maximilian I. von Habsburg hielt unter größter Kraftanstrengung und eisernem Willen zusammen. ›Maxl‹ – wie Rosina von Kraig ihren Liebsten im Roman zärtlich nennt – war ein durch und durch ungewöhnlicher Mann. Er lebte in einer überaus spannenden Zeit. Wir bezeichnen sie heute als die Umbruchszeit von Mittelalter zur Renaissance. Christoph Kolumbus und Alonso de Ojeda entdeckten neue Gebiete jenseits des Meeres und erschlossen ihren Heimatländern mit Amerika und Südamerika vollkommen neue Märkte. Es war der Beginn einer neuen Epoche. Während auf den Kriegsschauplätzen der bekannten Welt Kanonen die einstmals so heldenmütigen Ritter verdrängten, hielt Maximilian unbeirrt an alten Traditionen fest. Er organisierte weiterhin Ritterturniere – und war selbst immer mittendrin. Nicht zuletzt deshalb verlieh man ihm im 19. Jahrhundert den Ehrentitel »der letzte Ritter«. Auf der anderen Seite reizte ihn das Neue, das Andere, die Veränderung. Der Habsburger war ein unermüdlicher, ein …

Buchbesprechung: Die Venezianerin und der Baumeister

Roman einer unerfüllten Liebe. Buchbesprechung: Gudrun Lerchbaum – »Die Venezianerin und der Baumeister« Gelesen & Notiert von Ilka Stitz Vor allem ist es die Geschichte der Waise Mariangela, die Gudrun Lerchbaum erzählt, deren Lebensgeschichte jedoch unlösbar mit der des Baumeisters Andrea Palladio verknüpft ist. Mariangela ist zwar in Venedig geboren, lebt jedoch in Vicenza, der Wirkungsstätte Andrea della Gondolas aus Padua, der – obwohl als Sohn eines Müllers und Schiffers aus Padua aus einfachen Verhältnissen, als Andrea Palladio Architekturgeschichte schreiben wird. Doch so weit ist es noch nicht, als die beiden Hauptfiguren – die Venezianerin und der Baumeister – aufeinandertreffen. Mariangela, gerade von Allegra, der Tochter des Tischlers Marcantonio, von der Seite ihrer toten Mutter gerissen, wird wie ein eigenes Kind in deren Haushalt aufgenommen. Als sich ihre Wege erstmals kreuzen, arbeitet Andrea della Gondola als Geselle bei Maestro Giovanni da Pedemuro … Zur Buchbesprechung

Buchbesprechung: Die geheimen Schwestern

Explosionen, Anschläge und zärtliche Umarmungen Zwei Bücher, ein älteres {Martin Walker, Schatten an der Wand} und eine Neuerscheinung {Anne Fortier, Die geheimen Schwestern}. Zwei Bücher, die eine Gemeinsamkeit teilen: Beide bewegen sich auf unterschiedlichen Zeitebenen. Martin Walker balanciert gleich auf drei Ebenen – der Steinzeit, 1944 und der Gegenwart. Anne Fortier beschränkt sich auf die Bronzezeit und die Gegenwart. – Weniger ist in diesem Falle mehr. Gelesen & Notiert von Ilka Stitz Anne Fortier geht es in ihrem Buch um die Geschichte der Amazonen. Dabei wagt sie abenteuerliche Theorien, und wirft die Geschichte, wie wir sie kennen, mit leichter Hand über den Haufen. Was hat es mit dem Volk der Amazonen auf sich? Wo kommen sie her? Wo sind sie geblieben? Das sind die zentralen Fragen des Romans. Dreh und Angelpunkt ist der Trojanische Krieg, allerdings sollte man besser sagen: der Vorfall, der als ›Trojanischer Krieg‹ in die Geschichte eingegangen ist. Nun, die Entführung der Helena als Kriegsgrund fand ich noch nie sonderlich überzeugend. Hierzu liefert Fortier nun eine Theorie, die mir auf Anhieb einleuchtete …