Alle Einträge der Rubrik: Buchbesprechung

Ulf Schiewe: Der Attentäter

Ulf Schiewe – »Der Attentäter« – Ulf Schiewes neuer historischer Thriller widmet sich dem Ereignis, das die damalige Welt aus den Fugen bringen sollte. Packend und bis zur letzen Seite bravourös erzählt. Doch der Reihe nach …  »Der österreichische Thronfolger und seine Gattin ermordet.« So titelte die Vossische Zeitung am 28. Juni 1914. Der Korrespondent hatte diese Nachricht per Telegramm an seine Zeitung geschickt, die daraufhin umgehend ein Extrablatt herausbrachte. Die Ermordung des Thronfolgers und seiner Gattin verschärften daraufhin die Situation auf dem Balkan und führten wenige Wochen später in das hinein, was die Zeitgenossen als Weltenbrand bezeichneten. Die politische Situation, die zum Ersten Weltkrieg führte, ist komplex. Seit 1912 hatten die Zeitgenossen mit einer Krise auf dem Balkan gerechnet. Staaten wie Frankreich und Russland hatten sich vorab – im Falle eines Casus Belli – abgesichert. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger evozierte einen Handlungsablauf, dessen Script wenige Jahre zuvor niedergeschrieben worden war. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf …  Es gibt Attentate, die in unserem kollektiven Gedächtnis mit Personen verbunden sind. Das auf Präsident Kennedy …

Ostia – Der Hafen Roms

Vom castrum zur blühenden Handelsstadt Ostia Antica, nur rund 30 Kilometer von Rom entfernt gelegen, ist unbedingt eine Reise wert. Mit Pompeji und Herculaneum gehört die antike Hafenstadt zu den best erhaltenen Ausgrabungsstätten in Italien. Sie ist aktuell gar die weltgrößte Flächengrabung überhaupt. Anders als die vom Vesuv zerstörten Städte präsentiert Ostia jedoch nicht konserviertes Leben um 79 n. Chr., sondern zeigt das Erblühen, die Pracht und den späteren Niedergang einer antiken, bzw. spätantiken Stadt. Mit »Ostia – Der Hafen Roms« der promovierten Archäologin Marion Bolder-Boos liegt nun ein neuer Bildband aus dem Hause Zabern vor, der fundiert anhand aktueller Forschungsergebnisse chronologisch über die Bautätigkeit der Hafenstadt informiert. Seit rund 200 Jahren finden in Ostia nun Ausgrabungen statt. Leider ließen es einige frühere Grabungskampagnen an wissenschaftlicher Methodik fehlen. Die in den Jahren unter der Leitung von Guido Calza verursachten Schäden sind irreparabel. Verantwortlich dafür waren jedoch weniger die Archäologen als vielmehr Benito Mussolini, der den damaligen Archäologen quasi ›Sensationsfunde am laufenden Band‹ abverlangte, da er diese in der Weltausstellung in Rom 1942 präsentieren wollte {zu …

Buchbesprechung: Ich, Maximilian, Kaiser der Welt

Die Welt ist ein Theater. Buchbesprechung: Peter Prange – »Ich, Maximilian, Kaiser der Welt« Gelesen & Notiert von Alessa Schmelzer Sein Reich erstreckte sich von Ungarn über Italien bis Lothringen und Süddeutschland. Maximilian I. von Habsburg hielt unter größter Kraftanstrengung und eisernem Willen zusammen. ›Maxl‹ – wie Rosina von Kraig ihren Liebsten im Roman zärtlich nennt – war ein durch und durch ungewöhnlicher Mann. Er lebte in einer überaus spannenden Zeit. Wir bezeichnen sie heute als die Umbruchszeit von Mittelalter zur Renaissance. Christoph Kolumbus und Alonso de Ojeda entdeckten neue Gebiete jenseits des Meeres und erschlossen ihren Heimatländern mit Amerika und Südamerika vollkommen neue Märkte. Es war der Beginn einer neuen Epoche. Während auf den Kriegsschauplätzen der bekannten Welt Kanonen die einstmals so heldenmütigen Ritter verdrängten, hielt Maximilian unbeirrt an alten Traditionen fest. Er organisierte weiterhin Ritterturniere – und war selbst immer mittendrin. Nicht zuletzt deshalb verlieh man ihm im 19. Jahrhundert den Ehrentitel »der letzte Ritter«. Auf der anderen Seite reizte ihn das Neue, das Andere, die Veränderung. Der Habsburger war ein unermüdlicher, ein …

Buchbesprechung: Die geheimen Schwestern

Explosionen, Anschläge und zärtliche Umarmungen Zwei Bücher, ein älteres {Martin Walker, Schatten an der Wand} und eine Neuerscheinung {Anne Fortier, Die geheimen Schwestern}. Zwei Bücher, die eine Gemeinsamkeit teilen: Beide bewegen sich auf unterschiedlichen Zeitebenen. Martin Walker balanciert gleich auf drei Ebenen – der Steinzeit, 1944 und der Gegenwart. Anne Fortier beschränkt sich auf die Bronzezeit und die Gegenwart. – Weniger ist in diesem Falle mehr. Gelesen & Notiert von Ilka Stitz Anne Fortier geht es in ihrem Buch um die Geschichte der Amazonen. Dabei wagt sie abenteuerliche Theorien, und wirft die Geschichte, wie wir sie kennen, mit leichter Hand über den Haufen. Was hat es mit dem Volk der Amazonen auf sich? Wo kommen sie her? Wo sind sie geblieben? Das sind die zentralen Fragen des Romans. Dreh und Angelpunkt ist der Trojanische Krieg, allerdings sollte man besser sagen: der Vorfall, der als ›Trojanischer Krieg‹ in die Geschichte eingegangen ist. Nun, die Entführung der Helena als Kriegsgrund fand ich noch nie sonderlich überzeugend. Hierzu liefert Fortier nun eine Theorie, die mir auf Anhieb einleuchtete …