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Peter Prange im Interview

Histo Journal Interview mit dem Autor Peter Prange

Peter Prange zählt zu den erfolgreichsten Autoren des Landes. Etliche Leserinnen und Leser lieben seine historischen Romane, und warten ungeduldig auf neues »Futter«. Vor ein paar Wochen erfüllte ihnen Prange mit »Ich, Maximilian, Kaiser der Welt« endlich ihren Wunsch. In diesem Interview erzählt der sympathische Autor natürlich von seinem »Maxl« {Maximilian I. von Habsburg}, von unheimlichen Plänen, er spricht über seine neue literarische Heimat beim Fischer Verlag und gewährt uns einen interessanten Einblick in sein neues Projekt.

von Alessa Schmelzer

»Ohne dass ich es je geplant hätte, liegt meiner Arbeit auf eine mir selbst fast unheimliche Weise ein Plan zugrunde, der sich mir erst beim Schreiben des ›Kinderpapstes‹ zeigte.«

Peter Prange
© Gaby Gerster

Histo Journal: Auf Ihrer Website schreiben Sie: »Ein historischer Roman ist […] ein Seelenspiegel des Autors.« Was an Max, Rosina oder auch Marie haben Sie in Ihrer Seele wiederentdeckt?

Peter Prange {PP}: Mit Max teile ich die innere Zerrissenheit, immer das eine zu wollen – und das andere auch; mit Marie die Liebe zu Büchern; und mit Rosina – nein, das verrate ich nicht, das wäre zu intim ;-)

Histo Journal: Entlässt eine Person wie Maximilian I. einen Schriftsteller eigentlich je wieder ganz aus seinen Fängen?

PP: Ich glaube, ich habe bislang mit keiner Figur so gekämpft wie mit dieser. Und nicht selten stand ich kurz davor, die Flinte ins Korn zu werfen, weil ich einfach das Gefühl hatte, diese überbordende Lebensgeschichte nicht bändigen zu können. Doch am Ende verhält es sich mit den eigenen Romanfiguren wie mit den eigenen Kindern: Diejenigen, die einem das Leben besonders schwer machen, wachsen einem schließlich ganz besonders ans Herz.

Histo Journal: Maximilian I. wurde in eine spannende Zeit hineingeboren. Die bekannte Welt befindet sich im Umbruch vom Mittelalter zur Renaissance. Wie aufwändig gestalteten sich die Vorbereitungen und die Recherche zu diesem Roman?

PP: Zu Beginn der Arbeit habe ich eine große Ausstellung besucht, die damals in der Albertina in Wien stattfand. Dann habe ich mich durch Berge von Literatur gewühlt, vor allem durch die monumentale, fünfbändige, insgesamt zweieinhalbtausend Seiten starke Monographie von Hermann Wiesflecker, dem Nestor der Maximilian-Forschung. Ferner habe ich verschiedene Schauplätze aufgesucht, um in die Lebenswelt meines Protagonisten einzutauchen. Und schließlich habe ich zahlreiche Gespräche mit Historikern geführt. Doch die wichtigste Vorbereitung ist immer die Frage an mich selbst: Warum will, warum muss ich diese Geschichte eigentlich schreiben? In diesem Fall lautete die Antwort: Um eine der interessantesten Gestalten der europäischen Geschichte wieder ans Licht zu bringen. Dieselben drei großen Themen, die heute die Bedeutung Europas ausmachen, trieben Maximilian an: Wohlstand, Frieden, Freiheit. Um den Wohlstand in seinem Reich zu mehren, führte er eine europäische Einheitsmünze ein – und war selber ständig pleite. Um den ewigen Landfrieden zu etablieren, führte er sein Leben lang Krieg. Um dem Bürgerstand Freiheit zu geben, schloss er den Tübinger Vertrag – und brach jedes Recht, das ihm im Weg stand. In welcher historischen Gestalt sonst könnten wir modernen Europäer uns besser wiedererkennen?

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