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Hörbuch Rezension: Verborgene Chronik 1914

Es sind bislang unveröffentlichte Notate aus den Jahren 1914 bis 1918, die Lisbeth Exner und Herbert Kapfer im Deutschen Tagebucharchiv in Emmendingen aufgespürt haben. Für den ersten Band, zwei weitere sind geplant, wählten die Autoren Stimmen zum Geschehen in der Zeit vom 28. Juli 1914 bis zum Jahreswechsel aus. Ob nun Unteroffizier, Krankenschwester, Soldat, Militärarzt oder Kriegsfreiwilliger – sie alle gewähren uns einen tiefen Einblick in ihren mehr oder weniger vom Kriegsgeschehen beherrschten Alltag oder Arbeitstag. Das Projekt »Verborgene Chronik 1914« bündelt all diese Einträge verschiedener Diaristen und lässt daraus so etwas wie ein kollektives Tagebuch entstehen, das den beginnenden Ersten Weltkrieges thematisiert. Das Besondere: Es sind allesamt der Öffentlichkeit bislang unbekannte Menschen, die ihre Empfindungen, Sichtweisen, Meinungen, Hoffnungen oder Wünsche niederschreiben und uns Nachgeborenen Jahrzehnte später Einblicke in ihre innersten Gedanken gewähren. Dabei handelt es sich um rein privat geführte Aufzeichnungen. Warum diese Frauen und Männer ihre Erlebnisse und Gedanken bezüglich des Krieges aufschreiben, teilen sie uns nicht mit. Vielleicht liegt es daran, dass sie es als Adressat ihrer eigenen Aufzeichnungen als unsinnig empfanden diese zu formulieren. Mag sein, dass sie es nicht hinterfragten und im schlichten Festhalten der Erlebnisse eine psychologische Strategie fanden, um diese kritische Lebensphase meistern zu können. Es ist Spekulation. Der Hörer mag sich sein eigenes Urteil bilden. Interessant indes ist die Vielzahl der Tagebücher, die aus dieser Zeit stammen {Lisbeth Exner und Herbert Kapfer wählten aus mehr als 200 Tagebüchern aus}. »Wir wissen heute«, lesen wir dazu im Vorwort, »dass der Kriegsbeginn Auslöser für das Entstehen einer regelrechten Schreibbewegung war.«

Gehört & Notiert von Alessa Schmelzer

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