Buchbesprechungen, Gastautor, Neu, News

Langer Marsch

Langer Marsch –

Nennt Clementine Skorpils Ich-Erzähler Wen Pi in »Langer Marsch« die Erinnerungen, die in seinen Händen eine Eigentätigkeit ohne eigenes Zutun entfalten. Für ihn mag das zutreffen. Für Skorpil nicht. Sie schafft ein beeindruckendes Konstrukt aus historischen Fakten und fiktiven Figuren und Schauplätzen, kunstvoll ineinander verwoben. Für den mit chinesischer Geschichte und maoistischem Personal nicht Vertrauten: Ein Personenregister vorneweg hilft, wenn man es genauer wissen will oder unterwegs den Überblick verliert bei all den fremd klingenden Namen. Man kann aber auch darauf verzichten, obwohl Skorpil die politischen Ereignisse in den Vordergrund stellt. Von der Tortur des Marschs erzählt sie in gnädig distanzierendem Rückblick. Die Eindringlichkeit ihrer Bilder, Sprache, des Ungesagten, die Authentizität der Figuren entfaltet bei aller Andeutung dennoch einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann. Dass die Zeit die Gnade des Vergessens verwehre, wie eingangs festgestellt, hat mit dem Thema zu tun. Es geht um Macht, die etwas mit den Menschen …

» Gast-Buchbesprechung von Regina Schleheck lesen