Buchbesprechungen, Neu, News

Cora Stephan – Ab heute heiße ich Margo

Wenn der Führer sich verrechnet …

Einfach gesagt handelt es sich bei dem Buch von Cora Stephan »Ab heute heiße ich Margo« um die Geschichte zweier Frauen, wie sie gegensätzlicher nicht sein können, Margo und Helene. Aber der Roman von Cora Stephan ist mehr als eine Frauengeschichte, er zeigt gleichermaßen oder sogar noch viel mehr einen wichtigen Ausschnitt innerhalb der deutschen Geschichte, nämlich die Zeitspanne vom Ende des ersten Weltkriegs bis zum Jahr 2000, somit der letzten 70 Jahre des 20. Jahrhundert. Jene überaus prägenden Jahre, die jeder kennt, oder vielmehr, die jeder zu kennen glaubt, und über die jeder eine Meinung hat, genährt aus Schule, Lektüre oder Studium. Und doch ist es dann meist nur die Geschichte der Großen, die kleinen Leute kommen dabei meist zu kurz. Und um die geht es Cora Stephan in ihrem Buch, sie {be}schreibt die Geschichte der normalen Leute. Sie erliegt dabei nicht der Versuchung des sogenannten »Rückschaufehlers«, aus der Gegenwart rückwärts blickend zu berichten, wie das hatte kommen können, was unter der Naziherrschaft kam. Als ob jeder von Anfang an hätte wissen müssen, wie sich die Geschichte entwickelt. Nein, Cora Stephan nimmt uns mit in diese Zeit, sie lässt uns mit den Augen ihrer Heldinnen in die Welt blicken und verdeutlicht, wie hoffnungsvoll man die Zeichen der Zeit auch hat deuten können, wie man sich in ihnen und mit ihnen entwickeln kann, wenn man das bittere Ende noch nicht ahnt. Gewiss bemerkt Margo, dass der jüdische Friseur geschlossen hat, misst dem aber keine große Bedeutung, hat sie doch andere Sorgen. Und letztlich zeigt die Autorin die Tragik, wenn Margo und Helene im Strom der Geschichte über Stock und Stein hilflos mitgerissen werden und es nur noch ums nackte Überleben geht …

▹ Buchbesprechung lesen