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Brigitte Glaser – Rheinblick

Brigitte Glaser »Rheinblick« –

1972 – Anfang der 70er Jahre – die Adenauerzeit ist vorbei und den direkten Folgen des Zweiten Weltkrieges – erscheint endlich ein Hoffnungsschimmer am politischen Horizont. Der Hoffnungsträger kommt von der SPD und heißt Willy Brandt. Und der will nach dem CDU-Kanzler eine völlig neue Politik wagen. 1972 ist das Jahr der Willy-Wählen-Kampagne, die mit Willy Brandts überraschenden Wahlsieg endete. Seinen kometenhaften Sieg hat Brandt vor allem den Frauen und Jungwählern zu verdanken. Annäherung anstelle von Konfrontation war der Grundgedanke seiner Politik. Am deutlichsten zeigte er seine Einstellung sicherlich 1970 durch den Kniefall im Warschauer Ghetto, anlässlich der Verhandlungen der Warschauer Verträge.
In der deutschen Bevölkerung erwacht ein neuer Geist. Während die Generation der Eltern noch in den Zwängen und Erziehungsmodellen der Nazi-Zeit verhaftet ist, beginnt die Revolte und der Aufbruch der Jugend. Gerade sie erhofft sich durch Willy Brandt einen Erneuerer und ist bestrebt, sich aus dem noch spürbaren Nazi-Sumpf zu befreien. Hier entsteht ein völlig anderes Lebensmodell: Wer etwas auf sich hält, lebt in einer WG, studiert der Form halber, fährt Taxi wegen der Kohle, diskutiert leidenschaftlich und mehr oder weniger kenntnisreich marxistisch-leninistische Thesen. Überall kommt Bewegung in die Zeit des Kalten Krieges, auch im Provinzstädtchen Bonn, das Adenauer zur Hauptstadt erkoren hat.
Das Lokal ›Rheinblick‹ stellt Brigitte Glaser ins Zentrum des politischen Parketts. Ein Lokal, in dem sich alles trifft, was im Bonner Politzirkus mitspielt; Minister, Hinterbänkler, Abgeordnete, Sekretärinnen und Taxifahrer. Die Wirtin Hilde Kessel kennt jeden, hört vieles, weiß einiges, aber ihr wichtigstes Kapital ist ihre Verschwiegenheit. Das weiß jeder …

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