Kultur in Zeiten der aktuellen Pandemie – Brigitte Glaser

Auch im Jahr 2021 werden gerade Kulturschaffende die Auswirkungen der Pandemie spüren. Seit vielen Wochen finden keine Lesungen statt, sind Theater und Kinos geschlossen, gibt es weder Konzerte noch Festivals …
Wir wollten daher wissen: Wie erleben Schriftsteller*innen die aktuelle Zeit? Wie gehen sie mit dieser außergewöhnlichen Situation um? Wir haben u.a. Heidi Rehn und Peter Prange zu ihren Eindrücken befragt. In diesem Neujahrs Special meldet sich in den kommenden Tagen jeweils ein*e Schriftsteller*in zu Wort.


Die Autorin Brigitte Glaser
© MEYER ORIGINALS

Die Schriftstellerin Brigitte Glaser

Histo Journal: Wie erlebst Du als Schriftstellerin diese Zeit?

Brigitte Glaser: Ich empfinde es als großes Glück, mich schreibend stundenlang am Tag in einer anderen Zeit zu bewegen. Das hilft sehr, die aktuelle Krise nicht zu dramatisieren. Die frühen 1960er, in denen mein neuer Roman spielt, waren die Hoch-Zeit des Kalten Krieges, im Kubakonflikt im Herbst 1962 stand die Welt kurz vor einem Atomkrieg. Sprich, die Angst vor schlimmen Katastrophen durchzieht die ganze Menschheitsgeschichte, mal traten sie ein, mal nicht, das Leben war noch nie berechenbar.

Histo Journal: Ausbleibende Lesungseinnahmen sowie z.B. das Absagen der Frankfurter und der Leipziger Buchmessen belasten eine ganze Branche. Was müssen Autor*innen jetzt tun, um ihre Existenz zu sichern?

Brigitte Glaser: Autor*innen sind per se Überlebenskünstler mit unregelmäßigem Einkommen und oft mehr als einem Job. Wir sind es gewohnt, mit {finanziellen} Krisen umzugehen, wir können meisterhaft improvisieren. Dennoch trifft die Pandemie alle, und die Kolleg*innen mit einem aktuellen Buch besonders hart. Eingeschränkte, auf die sozialen Medien begrenzte Werbung, Lesungen brechen weg, Erscheinungstermine werden auf später verschoben usw. Dank dem Engagement einiger Autorenverbände {SYNDIKAT, Netzwerk Autorenrechte, verdi …} gab es eine Reihe von Maßnahmen {Überbrückungsgeld, Stipendien, auch der Lesungsfond von Bonnier muss hier genannt werden} zur Unterstützung von Schriftsteller*innen, aber sicher nicht in ausreichendem Maße. Die Krise zeigt deutlich, wie wichtig es ist, sich in Autorenverbänden zu organisieren und zu engagieren, um in der Politik Gehör zu finden.

Histo Journal: Angesichts des vergangenen Teil-Lockdowns und aktuellen Lockdowns – Welche Auswirkungen auf die Kulturbranche befürchtest Du angesichts dieser neuerlichen Beschränkungen und Einschränkungen?

Brigitte Glaser: Klar, der Winter und wahrscheinlich auch noch das Frühjahr werden hart und trist, aber als unverbesserliche Optimistin glaube ich fest daran, dass dank des Impfstoffs ab Sommer wieder Kulturveranstaltungen aller Art stattfinden können.

Brigitte Glaser
Geboren 1955 in Offenburg. 1974 Abitur in Achern. 1975-1980 Studium der Diplom-Sozialpädagogik in Freiburg. 1980 Wechsel nach Köln. Dort Arbeit in der offenen Jugendarbeit, im Medienbereich und in der Erwachsenbildung. 1996 erscheint mit »Kölsch für eine Leiche« der erste Krimi, 2001-2008 »Tatort Veedel – Orlando & List ermitteln« eine Kurzkrimi-Serie im Kölner Stadtanzeiger, 2003 mit »Leichenschmaus«, der erste Katharina-Schweitzer-Krimi, 2010 mit »Schreckschüsse«, das erste Jugendbuch, 2016 mit »Bühlerhöhe« erster Roman.

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Aktueller Roman
November 1972
Bonn ist in den Tagen nach der Wahl ein brodelndes Durcheinander, es geht um Positionen und Posten. Niemand kennt das Bonner Polittheater besser als Hilde Kessel, umtriebige Wirtin des Rheinblicks. Bei ihr treffen sich Hinterbänkler und Minister, Sekretärinnen und Taxifahrer. Als sich der Koalitionspoker verschärft, wird Hilde in das politische Ränkespiel verwickelt. Verrat ist die gültige Währung.
Gleichzeitig kämpft in der Abgeschiedenheit der Uni-Klinik auf dem Venusberg Sonja Engel mit Willy Brandt um seine Stimme, die ihm noch in der Wahlnacht versagte. Die junge Logopädin hat wenig Erfahrung mit Politik, doch plötzlich soll sie den Kanzler behandeln – und niemandem davon erzählen. Auch sie gerät unter Druck. Beide Frauen sind erpressbar. Für Hilde steht ihre Existenz auf dem Spiel, Sonja will ihre kleine Schwester beschützen. Wie werden sie sich entscheiden?

Brigitte Glaser im Histo Journal:

Buchbesprechung
Bühlerhöhe
Rheinblick

Hörbuch Rezensionen
Bühlerhöhe
Rheinblick

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