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Filmkritik: Frantz

»Frantz« –

Der Regisseur François Ozon führt uns in eine schwarz-weiße Welt, nicht weil 1918 ist, sondern weil Loyalitäten und Feindschaften in den Köpfen der Leute deutlich getrennt sind. Und weil viel Blut geflossen ist: Europa ist farblos geworden. Die Gespräche werden von Parolen beherrscht. Der Franzose, der in diese deutsche Stadt kommt, kann nicht mit Sympathien rechnen. Anna aber glaubt an seine Trauer, als sie ihn am {leeren} Grab von Frantz weinen sieht. Sie lädt Adrien zu ihrer Schwiegerfamilie in spe ein; vom Vater des im Weltkrieg gefallenen Frantz wird der Gast nicht freundlich empfangen. Für ihn sind die Franzosen die Mörder seines Sohnes. Als aber Adrien von der gemeinsamen Vorkriegszeit mit Frantz erzählt, wird der Film bunt; geschickt wird der Kontrast gesetzt zwischen den hölzernen Stuben, wo Formen und Verlegenheit gepflegt werden und der Erinnerung und der freien Natur: Hier ist Farbe und Fröhlichkeit, hier vollzieht sich Annäherung.
Der Film lässt sich dazu viel Zeit, getragen von dem intensiven Spiel Pierre Nineys {Adrien} und Paula Beers {Anna}. Geschickt wird Spannung aufgebaut: Als Zuschauer fürchtet man um den sensiblen Adrien, der sich mit völkischem Hass konfrontiert sieht. Dabei ist der Film plakativ und differenziert zugleich: Hinter den dumpfen Parolen von Deutschlands Schmach stecken persönliche Schicksale von Leid und Verlust, keine Familie steht ohne Tote da. Kann man sich über die Leichenberge hinweg …

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