Kultur in Zeiten der aktuellen Pandemie – Sabine Ebert

Auch im Jahr 2021 werden gerade Kulturschaffende die Auswirkungen der Pandemie spüren. Seit vielen Wochen finden keine Lesungen statt, sind Theater und Kinos geschlossen, gibt es weder Konzerte noch Festivals …
Wir wollten daher wissen: Wie erleben Schriftsteller*innen die aktuelle Zeit? Wie gehen sie mit dieser außergewöhnlichen Situation um? Wir haben u.a. Heidi Rehn und Peter Prange zu ihren Eindrücken befragt. In diesem Neujahrs Special meldet sich in den kommenden Tagen jeweils ein*e Schriftsteller*in zu Wort.

autorin sabine ebert
Die Autorin Sabine Ebert
© FinePic/ Helmut Henkensiefken

Die Schriftstellerin Sabine Ebert

Histo Journal: Wie erleben Sie als Schriftstellerin diese Zeit?

Sabine Ebert: Beklemmend. Ich brauche zwar Ruhe und Abgeschiedenheit zum Schreiben, doch ich sitze nicht im Elfenbeinturm, losgelöst von allem. Ich sorge mich um Freunde und Verwandte. Meine erwachsenen Kinder leben in Hamburg, meine hochbetagten Eltern in Berlin, und sie zu besuchen wäre angesichts der Lage in Sachsen schon seit November verantwortungslos. Ich sorge mich aber auch darum, was das alles mit uns macht, mit unserer Gesellschaft. Was bleibt, wenn die schlimmsten Infektionswellen vorbei sind? Auch speziell in Verlagsbranche und Buchhandel? Und werden die Menschen dann noch Geld für Bücher haben?
Mir fehlen Treffen im Freundeskreis, Gedankenaustausch bei einem gemütlichen Essen im Lokal, Museumsbesuche und Reisen. Immer wieder ein paar Tage am Stück isoliert zu sein, ist bei mir fürs Schreiben förderlich; das Schreiben ist nun mal eine einsame Angelegenheit. Aber über Wochen und Monate – da fehlt mir Input, um es mal in technischer Sprache zu sagen.

Histo Journal: Ausbleibende Lesungseinnahmen sowie z.B. das Absagen der Frankfurter und der Leipziger Buchmessen belasten eine ganze Branche. Was müssen Autor*innen jetzt tun, um ihre Existenz zu sichern?

Sabine Ebert: Schreiben! So schwer es mir auch fällt, die Gedanken von den bedrückenden Nachrichten wegzulenken und mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Das nächste Manuskript pünktlich abzuliefern, selbst wenn niemand sagen kann, wie die Welt beschaffen sein wird, wenn das Buch erscheint. Schreiben können wir ja – im Gegensatz beispielsweise zu Schauspielern oder Sängern, die ihren Beruf derzeit nicht ausüben dürfen. Aber mein jüngstes Buch musste ohne festliche Buchpremiere und Lesetour erscheinen, ich musste im Vorjahr fast alle Lesungen absagen, und es ist völlig ungewiss, wann Begegnungen mit den Lesern wieder möglich sein werden. Ich bin sehr froh über die Buchhändler vor Ort, die nicht aufgeben und auch im Lockdown Bestellungen annehmen und ausliefern. Auf Anfrage schicke ich ihnen Autogrammkarten zum Einlegen in die Bücher als Ersatz für das Signieren. Das wurde gern in Anspruch genommen, und ich hoffe, es hilft ein wenig.

Histo Journal: Angesichts des vergangenen Teil-Lockdowns und aktuellen Lockdowns – Welche Auswirkungen auf die Kulturbranche befürchten Sie angesichts dieser neuerlichen Beschränkungen und Einschränkungen?

Sabine Ebert: Die mangelnde Wertschätzung für Bücher offiziellerseits entrüstet und entsetzt mich. Wieso gelten Bücher nicht als systemrelevant? Angesichts des fast völligen Ausfalls kultureller Angebote – sollen wir allesamt nur noch aufs Sofa sinken und tumbes »Reality«-TV über uns ergehen lassen? Bücher sind Wissensquelle, Denkanstoß, Unterhaltung und so viel mehr, sie ermöglichen Reflexion gerade in schwierigen Zeiten.
Ich frage mich, wie viele Leser wir nun noch verlieren werden. Und wieviel Kunst und Kultur nach diesem Kahlschlag am Ende noch übrig sind. Was das für unsere Gesellschaft bedeutet. Kultur ist kein Luxus für gute Zeiten, sondern sinnstiftend und ein Gradmesser von Zivilisation.

Sabine Ebert
Sabine Ebert war als Journalistin und Sachbuchautorin tätig und begann aus Passion für deutsche Geschichte, historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden.
Ihr Debütroman »Das Geheimnis der Hebamme« wurde von der ARD als Event-Zweiteiler verfilmt und in einer umjubelten Theaterfassung auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt.
Mit dem Romanzyklus »Schwert und Krone« kehrt sie in die Zeit zurück, mit der sie Millionen von Lesern für unsere Geschichte begeistern konnte. »Meister der Täuschung« und »Der junge Falke«, »Zeit des Verrats« und »Herz aus Stein«, die ersten vier Bände der großen Saga über die Zeit Barbarossas, schafften es ebenfalls auf Anhieb in die Bestsellerlisten.
Sabine Ebert lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Freiberg und Leipzig nun in Dresden.

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Aktuell
Schwert und Krone – Preis der Macht
Das Barbarossa-Epos, Band 5
Der fünfte Band und krönende Abschluss des großen Mittelalter-Epos von Bestseller-Autorin Sabine Ebert und das grandiose Finale der großen Saga der Barbarossa-Zeit

1167. Friedrich Barbarossas Italien-Feldzug endete verheerend. Nur mit Mühe entkommen er, seine geliebte Kaiserin Beatrix und ihre Kinder der Seuche, die unter seinen Männern wütet, und den Angriffen der Lombarden. Zwischen Heinrich dem Löwen und seinen zahllosen Feinden sind die Kämpfe mit großer Heftigkeit von Neuem entflammt. Friedrich muss schlichten, doch das gelingt ihm nur vorübergehend. Heinrichs Hochmut und Macht steigern noch, als er die blutjunge englische Königstochter Mathilde heiratet. Während sich Mathilde an das Leben an einem deutschen Hof gewöhnen muss, entfremden sich Kaiser Friedrich und seine Gemahlin Beatrix voneinander.
In der Mark Meißen wird in Ritter Christians Siedlerdorf Silber gefunden. Markgraf Otto zögert nicht, daraus den größten Nutzen zu schlagen – ein Entschluss auch mit Auswirkungen auf das Machtgefüge im Kaiserreich. Die Front der Fürsten gegen Heinrich den Löwen, an der Otto und seine Brüder maßgeblich beteiligt sind, zwingt den Kaiser zu handeln, obwohl er dem Löwen bislang jedes Unrecht nachsah. Wer wird sich am Ende behaupten?

Sabine Ebert im Histo Journal:

Buchbesprechung
1815 – Blutfrieden

Unter http://www.sabine-ebert.de gelangen Sie zur Website der Autorin.

Leseprobe auf der Droemer Verlagsseite

Übermorgen: Die Autorin Brigitte Glaser