Kultur in Zeiten der aktuellen Pandemie – Claudia und Nadja Beinert

Auch im Jahr 2021 werden gerade Kulturschaffende die Auswirkungen der Pandemie spüren. Seit vielen Wochen finden keine Lesungen statt, sind Theater und Kinos geschlossen, gibt es weder Konzerte noch Festivals …
Wir wollten daher wissen: Wie erleben Schriftsteller*innen die aktuelle Zeit? Wie gehen sie mit dieser außergewöhnlichen Situation um? Wir haben u.a. Heidi Rehn und Peter Prange zu ihren Eindrücken befragt. In diesem Neujahrs Special meldet sich in den kommenden Tagen jeweils ein*e Schriftsteller*in zu Wort.

autorinnen beinert
Die Beinert Schwestern
{Claudia links, Nadja rechts}
© Paulfotografin

Die Schriftstellerinnen Claudia und Nadja Beinert

Histo Journal: Wie erlebt Ihr als Schriftstellerinnen diese Zeit?

Beinert Schwestern: Wir sind es gewohnt, viel im Home-Office zu arbeiten. Aber die persönlichen Kontakte, nicht nur mit den Mitarbeitern des Verlages oder Kollegen, sondern auch mit Freunden und der Familie, das fehlt uns schon sehr. Beides ist uns nicht nur ein soziales Bedürfnis, sondern inspiriert uns auch fürs Schreiben. Unbestritten ist die Schließung vieler Buchläden ein großer Verlust. In den Regalen voller Bücher zu stöbern, darin zu blättern, das Papier zu riechen {eine Eigenheit von uns} und bei der Auswahl der Lektüre beraten zu werden, das ist online nicht möglich. Darüber hinaus wird der Kontakt zu unseren Lesern vorerst auf Online-Aktivitäten hinauslaufen, was wir sehr schade finden.

Histo Journal: Ausbleibende Lesungseinnahmen sowie z.B. das Absagen der Frankfurter und der Leipziger Buchmessen belasten eine ganze Branche. Was müssen Autor*innen jetzt tun, um ihre Existenz zu sichern?

Beinert Schwestern: Die Absage der Buchmessen war ein saurer Apfel, in den die gesamte Branche beißen musste. Insbesondere die Messe in Leipzig ist ein Fest für alle Buchfreunde. Wir hoffen nicht nur für uns, dass es in 2021 erneut ein solches Fest geben wird, aber gerade sieht es wohl eher danach aus, dass Messen mit Tausenden Besuchern auf Jahre hin nicht mehr stattfinden werden.
Wir sichern unsere Existenz {wie auch schon vor der Pandemie} weiterhin, indem wir interessante Begebenheiten aus der Vergangenheit in einer spannenden Geschichte mit authentischen Figuren lebendig werden lassen. Die verstärkte Nutzung digitaler Medien konnten wir bei unserer Leserschaft noch wenig bemerken. Das gedruckte Buch scheint nach wie vor am beliebtesten zu sein. Es wäre nur wichtig, dass die Buchläden in allen Bundesländern wieder öffnen dürfen und sich das Geschäft nicht von großen Online-Händlern, Supermärkten und Tankstellen wegnehmen lassen müssen. Wir möchten Bücher in liebevoll geführten Buchhandlungen kaufen, wo man noch ins Gespräch kommen kann. Wir sind optimistisch für die Zukunft der Buchbranche.

Histo Journal: Angesichts des vergangenen Teil-Lockdowns und aktuellen Lockdowns – Welche Auswirkungen auf die Kulturbranche befürchtet Ihr angesichts dieser neuerlichen Beschränkungen und Einschränkungen?

Beinert Schwestern: Einige Kunstschaffende werden wegen zu geringer Einnahmen nach der Krise keine Kultur mehr anbieten können. Das Angebot wird sinken und damit auch das, was Kultur liefert: Vielfalt im Denken, Auseinandersetzung mit neuen Aspekten und Unterhaltung.

Die Beinert Schwestern:
Dr. Claudia Beinert, Jahrgang 1978, ist genauso wie ihre Zwillingsschwester Nadja in Staßfurt geboren und aufgewachsen. Claudia studierte Internationales Management in Magdeburg, arbeitete lange Zeit in der Unternehmensberatung und hatte eine Professur für Finanzmanagement inne. Sie lebt und schreibt in Leipzig.
Dr. Nadja Beinert studierte ebenfalls Internationales Management und ist seit mehreren Jahren in der Filmbranche tätig. Die jüngere der Zwillingsschwestern ist in Erfurt zu Hause.

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Aktuell
Die Juliusspital-Reihe
Der zweite Teil der opulenten Familiensaga aus dem 19. Jahrhundert:
Die Frauen der Familie Winkelmann kämpfen darum, als Ärztinnen Menschen helfen zu dürfen

Würzburg Ende des 19. Jahrhunderts
Ebenso wie ihre Großmutter Viviana Winkelmann kämpft Henrike für das Recht der Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben – und die Zulassung zum Medizinstudium: Ihr Wunsch zu heilen ist so stark, dass sie heimlich als Reserve-Wärterin in der Irrenanstalt des Juliusspitals arbeitet, das dieser Tage wegen der Entdeckung der »Zauberstrahlen« von Professor Röntgen kopfsteht. Ihr Traum ist es, als Irrenärztin das Leid der Geisteskranken zu lindern und bei dem vielgerühmten Professor Rieger im Spital zu studieren. Als Henrike sich jedoch in einen französischen Medizinstudenten verliebt, kommen ihre Geheimnisse ans Licht. Kurz darauf wird Würzburg von der Tuberkulose heimgesucht, und plötzlich geht es für Henrike um Leben und Tod. Ihr Traum von der Medizin und die Abschaffung des Immatrikulationsverbotes für Frauen rücken in weite Ferne.

Claudia und Nadja Beinert im Histo Journal:

Buchbesprechung
Die Kathedrale der Ewigkeit

Interview
Claudia und Nadja Beinert über die Reihe »Das Juliusspital«

Hier gelangen Sie zur Website der Autorinnen.

Sonntag: Die Autorin Sabine Ebert