Annis Bell im Adventsrätsel Interview

Histo Journal Interview: Annis Bell über »Die schwarze Orchidee«

Wer die historischen Kriminalromane von Annis Bell kennt, der weiß: Mit Lady Jane auf Verbrecherjagd zu gehen verspricht spannendes Kopfkino voller Ironie, Witz und Charme. In unserem Adventsrätsel 2016 verlosen wir deshalb gemeinsam mit der Autorin gleich 3 Exemplare des neuen Falles der unkonventionellen Lady, die den Schurken der Viktorianischen Zeit das Fürchten lehrt! – Im aktuellen Interview verrät die Autorin Neues über den dritten Fall, der Lady Jane ins winterliche St. Petersburg führt …

von Alessa Schmelzer

Inhalt:
Nach einem turbulenten Start in eine unerwartet glückliche Ehe mit Captain Wescott, hat Lady Jane keineswegs vor, sich in die Rolle der braven Ehefrau zu fügen.
Nachdem sie ein Hilferuf in Form eines Briefes erreicht, reist Jane kurz entschlossen zu ihrer Freundin Lady Alison. Charlotte, Lady Alisons Cousine, ist mit dem exzentrischen Orchideenzüchter Sir Fredrick Halston verheiratet und lebt abgeschieden in einem düsteren Herrenhaus in Northumbria. Im Hause Winton Park, wie das Gut heißt, fallen merkwürdige Dinge vor, die darin gipfeln, dass eines der Dienstmädchen tot im Moor aufgefunden wird.
David Wescott findet heraus, dass Orchideenzüchter alles andere als harmlos sind. Als dann auch noch ein Gärtner in einer der berühmtesten Orchideengärtnereien Londons ermordet wird, hat der Captain alle Hände voll zu tun, seiner Frau bei der Aufklärung der Todesfälle zu helfen. Und es scheint um viel mehr als um eine seltene schwarze Orchidee zu gehen …

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Autorin.

Histo Journal Buchbesprechung »Die schwarze Orchidee« lesen!

Unser Adventsrätsel 2016!

Histo Journal: Das Manuskript zum neuen Lady Jane Roman ist fertig, lässt du deine Leser via Twitter wissen. Worum geht es im dritten Fall der unkonventionellen Lady?

Annis Bell: 1861 – in London wird ein russischer Attaché ermordet und die berühmten Orlov Diamanten gestohlen. Lady Jane und Captain David Wescott, die kurz vor ihrer Abreise nach Indien stehen, müssen die Koffer wieder auspacken, denn Levi Atalay, Wescotts tscherkessischer Diener, wird der Mittäterschaft verdächtigt und inhaftiert.
Jane und David erfahren, dass Levi und auch der junge Josiah regelmäßig im Haus des Exilrussen Markow in Holborn verkehrten. Wortführer der Exilrussen und ein politischer Agitator und Revolutionär ist der russische Adlige, Sergej Gundorov. Jane trifft den charismatischen Revolutionär auf einem Ball ihrer liberalen Freundin Lady Flandringham. Gundorov setzt sich kurz darauf nach St. Petersburg ab.
Wescott, der für den Geheimdienst tätig ist, wird von Sir Bethell mit der Aufklärung des politisch brisanten Orlov Falles betraut. Als jedoch Lord Rutherford den erkrankten Generalstaatsanwalt Sir Bethell ersetzt, wendet sich das Blatt – Wescott selbst gerät in den Fokus der Ermittlungen. Und nun muss Lady Jane alle Hebel in Bewegung setzen, um ihrem Mann zu helfen …

Histo Journal: Warum ist ausgerechnet St. Petersburg die Location der Wahl?

Annis Bell: St. Petersburg ist eine faszinierende Stadt, die ich selbst sehr schätze. Aber viel wichtiger für die Geschichte war, dass sich dort um 1860 viele russische Intellektuelle trafen, die revolutionäre Ideen diskutierten. Dmitri Pissarew studierte an der St. Petersburger Universität Philosophie und vertrat die Ansicht, dass die Massenarmut in Rußland nur durch revolutionäre Umwälzungen überwunden werden könnte. Zar Alexander II. schaffte zwar 1861 endlich die Leibeigenschaft ab, doch die Probleme verschärften sich nur noch. Noch gab es die freie Presse und in meiner Geschichte kommt Panajew, der Herausgeber des ›Zeitgenossen‹, einer extrem liberalen Zeitung, zu Wort. Die Redaktion seiner Zeitung lag in einem Gebäude am Liteinij Prospekt – in St. Petersburg.
Von daher verrate ich nicht zu viel, wenn ich sage, dass Lady Jane ziemlich interessante, gefährliche Menschen in St. Petersburg kennenlernt – auf deren Hilfe sie letztlich angewiesen ist.

Histo Journal: Mit Lady Jane hast du eine weibliche Figur geschaffen, die ihre Nase mit Vorliebe in Fälle steckt, die sie eigentlich nichts angehen. Kritiker könnten dir vorwerfen, dass es Frauen wie die unerschrockene, neugierige Lady nicht gegeben hat … was erwiderst du darauf?

Annis Bell: Oh, es gab sogar eine ganze Reihe äußerst unerschrockener Ladies in der damaligen Zeit. Henrietta Stanley, Baroness Stanley of Alderley, war so eine Frau. Eine Kanadierin, die einen intellektuellen politischen Salon führte und sich für die Bildung von Frauen einsetzte. Florence Nightingale {Begründerin der modernen Krankenpflege}, Elizabeth Blackwell {erste weibliche Medizinstudentin an einer amerikanischen Universität, Isabella Bird {eine abenteuerlustige Reiseschriftstellerin, die allein durch Südostasien reiste} oder Harriet Martineau {eine gebildete Feministin und Weltreisende}. Und ganz ehrlich – Neugier, Abenteuerlust und Intelligenz sind nun einmal weibliche Attribute. Und starke Frauen hat es zu allen Zeiten gegeben.

Histo Journal: Die vorherigen Lady Jane Krimis sind voller Witz und Ironie. War dieses Stilelement von Anfang an geplant?

Annis Bell: Danke ☺ ja, das war so geplant. Ich wollte eine Serie schreiben, die mit einem zwinkernden Auge die viktorianische Ära betrachtet und manche Dinge überspitzt darstellt. Dass die damalige Zeit düster und bedrückend sein konnte, muss ich nicht betonen, das spricht aus vielen Szenen – aber es gibt so viele skurrile Aspekte, die man einfach mit Humor betrachten muss. Letztlich soll Lady Jane amüsant unterhalten und ihre Fälle mit dem ihr eigenen Charme lösen.

Histo Journal: Du publizierst bei dem Verlagshaus amazon. Was hat dich bewogen deine Lady Jane Krimis Amazon und nicht einem der deutschen Publikumsverlage anzubieten?

Annis Bell: Es hat sich damals so ergeben und da ich offen für neue Wege bin und amazon ein wirklich gutes Angebot gemacht hat, habe ich meine Entscheidung bis heute nicht bereut.

Histo Journal: Erlebst du es als Nachteil ausschließlich über amazon zu beziehen zu sein? Und wie erlebst du die Arbeit mit diesem Verlagshaus was Lektorat, Vertrieb usw. betrifft?

Annis Bell: Sicherlich wäre es schön, wenn meine Bücher auch im regulären Buchhandel vertreten wären. Aber vor allem durch die große Reichweite, die mir die englische Übersetzung geboten hat, bin ich mit dieser Lösung zufrieden. Meine Ansprechpartner bei amazon sind extrem freundlich und hilfsbereit und auch das Lektorat erlebe ich sehr professionell.

Histo Journal: Vielen lieben Dank für das Interview, Annis! Merry Christmas!

Annis Bell: Vielen Dank für die interessanten Fragen! Cheers und Merry Christmas!