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C.J. Sansom – Die Schrift des Todes

»Ich wollte sie nicht brennen sehen« –

Vertraut Matthew Shardlake seinem Leser gleich zu Beginn seines neuen Falls an. Nein, natürlich nicht. Aber Ketzer sind im London des Jahres 1546 nun einmal nicht mehr sicher. König Heinrichs VIII. Willkür und Wankelmütigkeit in Glaubensfragen sei Dank. Die Leugnung, »dass in Brot und Wein der Heiligen Wandlung Christi Leib und Blut gegenwärtig seien« {S.15}, ein falsches Wort, ein unvorsichtig hervorgebrachter Satz und – zack! – stirbt ein vormals unbescholtener Londoner Bürger qualvoll auf dem Scheiterhaufen. Begafft von einer zumeist tumben Menschenmenge, die sich an dem grausamen Schauspiel ergötzt. Shardlake indes ist kein Gaffer. Er gehört nicht zur Gruppe der empathielosen Gesellen, die die {literarische} Weltgeschichte überschwemmen wie Unrat. Ganz im Gegenteil. Nicht nur für seine Zeit ist Shardlake ein höchst empfindsamer und mitfühlender Mensch. Einer, der für seine ›Gefühlsduselei‹ verhöhnt und verlacht wird, die ihm als Schwäche ausgelegt wird. So wohnt Shardlake diesem grausamen Spektakel auch nicht freiwillig bei, sondern in seiner Funktion als Anwalt des Lincoln’s Inn, das er, aufgrund einer Anweisung Heinrichs VIII., zu repräsentieren hat.

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