Constanze Wilken

Das Histo Journal Autorenportrait: Constanze Wilken

»Wenn es mir als Autorin gelingt, meine Leser zu begeistern, macht mich das glücklich.«

von Alessa Schmelzer

An der Cardigan Bay infizierte sich Constanze Wilken mit dem Schreibvirus. Zu dieser Zeit promovierte sie im Fachbereich Kunstgeschichte an der ›Aberystwyth University‹ im gleichnamigen Ort, einem kleinen Seebad an der westlichen Küste von Wales. Das »wildromantische Snowdonia« ist der Autorin längst zur »zweiten Heimat« geworden und so verwundert es nicht, dass sie diesen rauen Landstrich zum Schauplatz ihres Debütromans »Die Frau aus Martinique« auserkor. Der Roman erschien 2003 im Ullstein Verlag. Seit damals erweist sich das Virus als ein sehr hartnäckiges. Insgesamt acht Romane, darunter vier historische sowie ein Sachbuch über einen norddeutschen Maler sind seitdem aus Wilkens Feder geflossen.

Constanze Wilken

Constanze Wilken wurde 1968 in St. Peter-Ording geboren. Sie studierte Kunstgeschichte, Politologie und Literaturwissenschaften in Kiel und promovierte an der University of Wales in Aberystwyth. Constanze Wilken wurde als Autorin großer Frauenromane bekannt, bevor sie mit »Die Tochter des Tuchhändlers« ihren ersten sehr erfolgreichen historischen Roman geschrieben hat. Seitdem sind etliche Romane erschienen. Aktuell schreibt die Autorin erfolgreiche Romane, die in Wales angesiedelt sind. Mehr zu ihrer Liebe zu Wales findet sich auf ihrer Wales Website.

Aktuelles finden Sie auf der Website der Autorin sowie auf ihrer Website Mein Wales.

Schon früh zeichnete sich der Erfolg ihrer Romane ab, so dass Wilken, die anfangs als Kunsthistorikerin für englische Antiquitätenhäuser Provenienzen recherchierte, heute ganz von ihrer Arbeit als Autorin leben kann. »Tagsüber erledige ich die alltäglich anfallenden Dinge und Recherchearbeit«, so die Autorin über ihren Arbeitsalltag. »Dazu gehören ausgedehnte Streifzüge durch Universitätsbibliotheken, Archive und das Internet, wobei ich das immer nur als erste oberflächliche Quelle nutze, z.B. um Literatur zu finden.« Erst wenn »die Idee steht und die Informationen, Quellen gesichert sind, die Erzählstränge geknüpft, die Figuren ausgearbeitet, geht es ans eigentliche Schreiben.« Und das passiert in der Regel dann, wenn andere längst in eigenen Traumwelten versunken sind. »Da bin ich eine absolute Nachteule, immer gewesen, auch während der Studienzeit habe ich nachts gelernt. Die Stille der Nacht hat für mich eine inspirierende Kraft.«

»Die Stille der Nacht hat für mich eine inspirierende Kraft.«

Bevor es dazu jedoch kommt, ist »eine Reise an den Ort des Geschehens, um dort den Spuren der Vergangenheit nachzugehen, dabei immer offen für interessante Details, Fundstücke u.ä. zu sein, die den Roman bereichern könnten« unabdingbar. Wilken reist gerne. Es ist einer der Gründe, warum »ich das Schreiben liebe und mir keinen schöneren Beruf vorstellen kann.« Für ihren aktuellen Roman »Blut und Kupfer« fuhr sie nach München. Streifte durch die Stadt, die Residenz, ließ sich von den feinen Scaglioarbeiten der Künstler Fistulator inspirieren, sichtete Quellen und erfuhr von der Existenz des sogenannten Ridlerklosters, in welchem die verwitwete Marie, die Heldin des Romans eine Weile unter Nonnen leben muss. »Ein historischer Roman«, so Wilken, »erlaubt das gedankliche Eintauchen in die Vergangenheit, das Annähern an eine Epoche und ihre Lebensumstände, geistige Einflüsse.« Auf ein Land, eine Epoche oder ein spezielles Thema möchte sich die Autorin indes nichtfestlegen. »Jeder Roman sollte den Leser mitnehmen auf eine Reise, auf der es Neues, Anderes, Erschreckendes, Schönes, Skurriles oder Amüsantes zu erfahren gibt.« Ihre Leser entführt sie so in das Lucca der Renaissance, wo blutige Kämpfe zwischen papsttreuen Guelfen und kaiserlich gesinnten Ghibellinen toben, schickt sie mit einer hugenottischen Lautenspielerin in die Bartholomäusnacht nach Paris oder an der Seite der jungen Luisa Paserini zu Rosso Fiorentino nach Fontainebleau.

»Jeder Roman sollte den Leser mitnehmen auf eine Reise, auf der es Neues, Anderes, Erschreckendes, Schönes, Skurriles oder Amüsantes zu erfahren gibt.«

Wo immer sie ihre Leser und Protagonisten auch hinführt, wer ihre Bücher liest wird nicht umhinkommen das Leitmotiv zu erfassen, welches die Autorin mit diesen Worten beschreibt: »Künstler und Historie ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Romane.« Wer die Romane liest, weiß aber auch, dass Wilken ihr kunsthistorisches Wissen und all die historischen Fakten nuanciert und mit leichter Hand einfügt. »Ich will keine Geschichtsstunde geben, sondern unterhalten«, betont sie, »das dramatische Schicksal der Protagonisten steht im Vordergrund. Geliebt und gelitten wurde und wird immer, nur das gesellschaftliche Korsett verändert sich.«

In ihrem aktuellen historischen Roman »Blut und Kupfer« erzählt Constanze Wilken die Geschichte der mittellosen Marie von Langenau, die nach dem Tode ihres Mannes auf Gut Kraiberg ihres Bruders Unterschlupf findet. Zeitgleich wird in Prag der Alchemist Sallovinus ermordet. Bei ihm werden Kupferstiche gestohlen, die Vorlagen für vier kostbare Marmortafeln. Während Marie auf Gut Kraiberg bei München ankommt und in ihrem Onkel Remigius einen Vertrauten findet, stellt sie fest, dass ihr Oheim ein gefährliches Geheimnis hütet und im Besitz einer der Tafeln ist. Als kurz darauf der mysteriöse Böhme Ruben auf dem Gut auftaucht und ihr den Hof macht, weiß Marie nicht, ob sie ihm trauen kann oder ob er sie nur benutzt, um an das geheimnisvolle Kunstwerk zu gelangen.