Die Päpstin

Hörbuch Rezension: »Die Päpstin«

Gehört & notiert von Alessa Schmelzer


»Die Päpstin«
Autor: Donna W. Cross
Sprecher: Johanna Wokalek, Mechthild Großmann, Jördis Triebel und viele andere
Fassung: gekürztes Filmhörspiel
Laufzeit: 163 Minuten {CD 1 ca. 78 Minunten und CD 2 ca. 85 Minunten}
Verlag: Der Hörverlag

Das Doppel-Jewelcase enthält zwei CDs. Im vierseitigen Inlay findet sich eine Auflistung der wichtigsten Sprechernamen sowie Hinweise zur Musik.


Inhalt:
Die atemberaubende und bewegende Geschichte einer einzigartigen Frau: Der Aufstieg der Johanna von Ingelheim, die als Mann verkleidet in die höchsten Ränge des Römischen Klerus gelangt. Bis sich zeigt, dass die Liebe ändere Pläne mit der »Päpstin« hat …
Das Filmhörspiel zur aufwändigen Kinoproduktion macht das Schicksal der Päpstin auf atemberaubende Weise hörbar: Die Stimmen der Stars, die Original-Filmmusik und atmosphärische Soundcollagen lassen das Mittelalter, die Machtspiele der Kirche und die Freiheit der Liebe in opulenten Klangbildern vor unseren Ohren auferstehen.

»Es war meine heilige Pflicht von ihrem Leben zu berichten.«

Wer dieses Hörspiel hören möchte, sollte drei wichtige Vorbereitungen treffen: 1.Wählen Sie einen bequemen Sitzplatz, denn Sie werden 163 Minuten darauf verbringen. 2.Schalten Sie zuvor den Ton des Telefons aus, denn Sie möchten auf keinen Fall gestört werden. 3.Legen Sie einen Stapel Taschentücher bereit, denn Sie werden sie brauchen.

163 Minuten Kopfkino non-stop

Vor ein paar Jahren begeisterte mich die gelesene Hörbuchfassung von Barbara Rudnik. Ihre klare und kraftvolle Stimme entführte mich in Johannas Welt. Ganz so wie es zuvor beim Lesen des Buches geschehen war. Eine Geschichte die alles vereint, was einen packenden Roman auszeichnet: es geht um Liebe, Hass, Gier, Verrat und Intrigen, gepaart mit starken Figuren, eingbettet in eine spannende Geschichte. Im Vordergrund steht Johanna. Sie ist eine Frau, die sich dem herrschen Frauenschicksal ihrer Zeit nicht beugen will. Cross erzählt in »Die Päpstin« vom Aufbruch eines Mädchens in eine fremde und spannende Welt. Ihre Johanna zeichnet ein unbeirrbarer Willen und eine Wissbegier aus, die zu den allerhöchsten Zielen führt. Als ich das Filmhörspiel entdeckte, war ich skeptisch. Cross’ Bestseller »Die Päpstin« in 163 Minuten gepresst? Ein Ding der Unmöglichkeit. Diese enorme Kürze irritierte mich, erweckte aber auch meine Neugier.

»Dass eine Frau auf dem Papstthron gesessen hatte war eine Schmach für die Kirche. Natürlich wurde Johanna in der Chronik der Päpste verschwiegen.«

Abends legte ich die CD ein, machte es mir in meinem Ohrensessel bequem, startete das Hörspiel – und gleich beim ersten Ton war es um mich vollkommen geschehen. Was für eine Stimme! Gut, all diese Sätze kommen im Roman nicht vor, nicht einmal die Figur die sie spricht existiert dort. Aber was für ein Erlebnis ist es Mechthild Großmann zu lauschen. Ganze hundertdreiundsechzig Minuten bewegte ich mich nicht aus meinem Sessel heraus, so sehr hing ich an ihren Lippen, fesselten mich auch die anderen Stimmen und eine Handlung, die zwar stark gekürzt worden war aber dennoch überzeugte. Es ist eine Inszenierung die man nicht anders als vollends gelungen bezeichnen kann. Mit Mechthild Großmann kämpfte ich mich durch einen fürchterlichen Schneesturm, erlebte hautnah die Geburt Johannas, gefolgt von den Grausamkeiten ihres ignoranten Priestervaters. Gleichzeitig empfand ich aber auch die wohltuende Güte und Liebe ihrer Mutter und ihres väterlichen Freundes, der sie in die ihr vorherbestimmte Welt hinausführt. In Windeseile spitzt sich die Handlung zu, streift Johanna ihr Gewand ab und durchläuft die Wandlung zu dem Mann, der in Rom auf dem Papststuhl sitzen und über die Christenheit herrschen wird. Denn »alle Brüder hielten sie für einen jungen Mann. […] Johanna hatte das Wissen ihrer Mutter über die heilenden Kräuter bewahrt. […] Ihr Wissensdurst und ihre Belesenheit hatten ihr als Frau Verachtung und Spott eingetragen. Hier im Kloster wurde Johanna wegen eben dieser Eigenschaften geachtet und geschätzt.« Die ruhige und bedächtige Stimme von Johanna Wokalek erschien mir überaus passend für ein Mädchen, dass ihren Eintritt in die Welt der Männer erzwingt und fortan in deren Mitte bestehen muss.

Perfekte Unterhaltung

Und über all dem schwebt die rauchige Stimme von Mechthild Großmann. Ihr dunkles Timbre erinnert an die großen Erzählstimmen aus der Kindheit, von denen man einfach nicht genug bekommen konnte. Die anderen Figuren sind sorgfältig und ebenfalls mit nicht nur bekannten sondern auch stimmgewaltigen Schauspielern besetzt worden. Es ist ein kurzes aber insgesamt stimmiges Projekt. Musik, Ton und Stimmen bilden eine wunderbare Einheit. Es gibt keine tonalen Übersteuerungen, niemals sind Stimmen zu leise oder zu laut, die von Marcel Barsotti komponierte Musik ist harmonisch in die Handlung verwoben. Es ist ein wirkliches Hörerlebnis. Ob es nun der Sturm ist, der kalt ins heimische Wohnzimmer weht und einen frösteln lässt. Oder der Gesang der Mönche in der Kirche. Dieser wirkt so plastisch und echt, das der Hörer sich statt in seinem Sessel auf der Kirchenbank wähnt und den neugierig Hals reckt, um einen Blick auf die Männer in ihren Kutten zu erhaschen… Hand drauf, wir erleben 163 Minuten grandiose Unterhaltung.

Fazit:

»Die Päpstin« als Filmhörspiel ist exzellentes Kopfkino. Natürlich kann und soll es die Romanfassung nicht ersetzen, müssen zu viele wichtige Passagen unerwähnt bleiben. Denn über eines sollte sich jeder Hörer im Klaren sein: Es handelt sich um die Vertonung des Filmes, nicht um die des Romans. Wer ein spannendes und überaus kurzweiliges Hörerlebnis sucht, kann bei »Die Päpstin« bedenkenlos zugreifen.

Meine Empfehlung: Kaufen, Verschenken, Hören.
Mein Tipp: Halten Sie sich an die eingangs erwähnten Vorbereitungen.

Auf der Website des Hörverlags gibt es weitere Informationen sowie eine Hörprobe.