Interview, Neu, News

Histo Journal Interview mit Susanne Goga

Just ist mit »Es geschah in Schöneberg« der bislang fünfte Fall des sympathischen Kommissars Leo Wechsler erschienen. Lesern des historischen Genres ist Leo natürlich schon länger bekannt. Wie auch seine Erfinderin, die Autorin Susanne Goga. Ihr »Leo« – seines Zeichens unerschrockener Kommissar, der im Berlin der 1920er ermittelt – verzeichnet eine stetig wachsende Fangemeinde.

Dem Histo Journal stand die sympathische Autorin in einem längeren Interview nun Rede & Antwort.- Susanne Goga über das Berlin der 1920er Jahre, Wärmepflaster und wieso sie sich ausgerechnet mit Buddha zu Schwarzwälderkirschtorte und Kaffee verabreden würde …

Histo Journal: Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl ins PEN-Zentrum Deutschland.

Susanne Goga {SG}: Vielen Dank, Alessa.

Histo Journal: Was bedeutet dir die Aufnahme in den PEN? Verändert sich dadurch für dich etwas?

SG: Als eine geschätzte Übersetzerkollegin sagte, sie wolle mich für die Mitgliedschaft vorschlagen, war ich völlig überrascht. Für mich war das immer eine Organisation, in der die ganz Großen vertreten sind, und ich hätte nie damit gerechnet, hineingewählt zu werden.
Die Charta zu unterzeichnen, fühlte sich feierlich an, und ich betrachte die Mitgliedschaft als Verpflichtung, mich privat und beruflich für das freie Wort einzusetzen. Und zwar mehr, als ich es bisher getan habe, und an der einen oder anderen Aktion des PEN auch aktiv teilzunehmen. Wie das aussehen kann, wird sich im Laufe der Zeit zeigen. Ich freue mich erst einmal auf die Tagung nächstes Jahr, bei der ich mich offiziell als neues Mitglied vorstellen kann.

Histo Journal: Du bist Autorin und Übersetzerin. Neben historischen Romanen, die im Diana Verlag erscheinen, hast du den charismatischen Berliner Kommissar Leo Wechsler erschaffen {dtv Verlag}. Er ermittelt in den ›Goldenen Zwanziger Jahren‹. Die Leo Reihe ist sehr erfolgreich. Mittlerweile ist sein fünfter Fall erschienen. Was war zuerst da? Leo oder die Idee einen Krimi im Berlin dieser Zeit zu schreiben? Oder beides gleichzeitig?

SG: Die Zeit und der Ort waren zuerst da, danach kam die Idee, beides in eine Krimihandlung zu verpacken. Als ich »Leo Berlin« konzipiert habe, das war 2003, gab es keine einzige Krimiserie, die im Berlin der Weimarer Republik spielte. Es hat mich sehr gereizt, etwas ganz Neues zu beginnen, mich auf ein Feld zu wagen, auf dem sich noch niemand ausgetobt hatte. Dass es inzwischen mehrere Serien und Einzelromane gibt, zeigt, wie spannend, vielfältig und aktuell diese Epoche ist.

Histo Journal: Warum fiel deine Wahl auf das Berlin der Zwanziger Jahre als Location?

SG: Ich habe mich schon immer für den Ersten Weltkrieg und die Weimarer Jahre interessiert, weil man die deutsche Geschichte ab 1933 nicht verstehen kann, wenn man nicht weiß, welche Entwicklungen es vorher gab. Wenn man sich mit dieser Zeit beschäftigt, landet man unweigerlich in Berlin, der damals wohl bedeutendsten Metropole Mitteleuropas. Berlin hatte in dieser Zeit fast eine Million mehr Einwohner als heute, was nur ein Beispiel für die immense Anziehungskraft ist, die die Stadt damals ausübte.
In Berlin konzentrierten und verstärkten sich alle guten und schlechten Entwicklungen dieser Jahre: die politische Zerrissenheit, die sozialen Fortschritte, die kulturelle Vielfalt. All das kann man in Berlin wie in einem Brennglas betrachten, mehr als in jeder anderen deutschen Stadt. Darum gab es für mich überhaupt keinen Zweifel, in welcher Stadt mein Kommissar ermitteln sollte …

▹ Interview lesen!

Autorenfoto Susanne Goga: © Myriam Topel