Buchbesprechungen, Neu, News

Die Toten

Christian Kracht: »Die Toten« –

Die Anfänge des Kinos waren, wie allgemein bekannt, wenig glamourös. Auf Jahrmärkten und in »Ein Nickel-Buden« {Nickelodeons} wurden kurze Filme vorgeführt, das Publikum duckte sich schreiend vor vermeidlich herannahenden Zügen und lachte über Stolperfritzen. Die »Hochkultur« wollte von diesem Medium lange nichts wissen.
Der technische Fortschritt des Films, insbesondere das Aufkommen des Tonfilms fiel in Europa zusammen mit dem Aufkommen des Faschismus. Die neuen Machthaber in Deutschland, Spanien und Italien erkannten in der Breitenwirkung des Films das geeignete Mittel, um ihre Propaganda unters Volk zu bringen. Dabei war vornehmlich in Deutschland der ideale Propaganda-Film der, von dem die Zuschauer vor allem unterhalten wurden, sie sollten nicht bemerken, dass sie für ein Weltbild vereinnahmt wurden.

Zu diesem Zeitpunkt, Mitte der 30er Jahre ist Christians Krachts Roman »Die Toten« angesiedelt. Der Roman beginnt mit einer Filmszene: Ein Japaner begeht rituellen Selbstmord. In der Pornografie würde man von »Snuff« sprechen, der realen Tötung vor laufender Kamera. Diese Filmaufnahmen sieht Nägeli, ein Schweizer Filmemacher, der schon lange etwas großes Schaffen will, aber ihm fehlt das Geld. Er reist nach Berlin und fabuliert von einem Filmprojekt, dass er mit dem japanischen Regisseur realisieren will. Zwischen Heinz Rühmann und einigen Cocktails in einer Berliner Nacht wird ihm ein großes Budget bewilligt. Neben der politischen Achse will man eine kulturelle nach Japan schaffen, und vor allem will man die Vorherrschaft des amerikanischen Films brechen.

Nägeli folgt seiner Verlobten nach Japan, die dort bereits eine Affäre mit dem japanischen Regisseur hat. Der große Film kommt nie zustand: Der Regisseur geht auf einer Pazifiküberfahrt von Charlie Chaplin bedroht über Bord und Nägeli irrt durch Japan, macht expressionistische Filmaufnahmen, die er zu einem Kunstfilm zusammenschneidet. Das Ergebnis interessiert …

▹ Buchbesprechung lesen!