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Tom Hillenbrand – Der Kaffeedieb

Chalons Six –

Es ist das Jahr 1683, und ganz Europa lechzt nach Kaffee. Überall schießen Kaffeehäuser aus dem Boden. Obediah Chalon ist einer derjenigen, der dem arabischen Getränk verfallen ist. Chalon versteht sich als sogenannter Virtuosus; ein Wissenssuchender, Sammler allerlei exotischer Exponate, Freund wissenschaftlicher Experimente und fleißiger Korrespondent. Vor allem aber ist er ein Fälscher. Ein guter noch dazu, doch nicht gut genug. Seine gefälschten Wechsel fliegen auf, er landet in den Niederlanden im Kerker. Doch sein Ruf als Hersteller exzellenter falscher Papiere hat sich herumgesprochen. Die VOC – die Vereinigte Ostindische Compagnie – wurde auf ihn aufmerksam. Die niederländischen Handelsherren machen Obediah ein Angebot, das er nicht ablehnen kann. Und auch nicht will, kommt es doch seinem Hang nach Freiheit, Abenteuer und Wissenszuwachs entgegen. So ist dabei nicht nur sein Genie als Fälscher gefragt, sondern sein flexibler Verstand, der in der Lage ist, Probleme zu lösen, möglichst schon bevor sie auftreten. Für die gewaltige Aufgabe, nämlich Kaffee zu stehlen, bedarf er indes weiterer Unterstützung, denn so einfach, wie es sich anhört, ist das Unterfangen bei Weitem nicht. Handelt es sich doch nicht nur um ein paar Säcke Kaffee, die in irgendeinem Lagerhaus zu entwenden sind – diese Annahme legte mir der Titel und Klappentext des Buches nahe. So kommt es Chalon sehr zupass, dass er einige Brieffreunde hat, die ihrerseits über spezielle Fähigkeiten oder zumindest Kontakte verfügen. Ein Freibeuter, ein Gärtner, ein hugenottischer Tuchhändler, eine Trickbetrügerin und ein jüdischer Naturphilosoph. Fünf? Nein, jemand mit einer ganz besonderen Fähigkeit fehlt noch. Chalons six also. Und was nun abläuft, ist ein genialer Coup, der unter den Augen der Weltmächte England, Frankreich und dem Osmanischen Reich von England über Frankreich über das Mittelmeer bis zur Arabischen Halbinsel führt. Der zu Verwirrungen und folgenreichem Aktionismus bei dem französischen Geheimdienst, aber auch den österreichischen und osmanischen Behörden führt. Wer sich dabei irgendwie an »Ocean’s eleven« erinnert fühlt, liegt gar nicht so weit daneben …

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